Donnerstag, 25. Januar 2007
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Liebe Frau Massuma,

danke für die mail, danke für dein Interesse in der kurzen, aber doch anregenden Zeit, derer ich dein Wegbegleiter sein konnte. Immer und stets habe ich mich über deine Einträge gefreut sowie über jeden deiner Kommentare hier im Cove. Wenn du wirklich glaubst, dass ich dein Logo hier rausschmeisse und dem Vergessen den Weg ebene, so hast du dich sehr in mir getäuscht. Mir sind stets alle Menschen Freund, bis sich das Gegenteil herausstellt. Ich kann mich nicht erinnern, dass es Anlass gäbe, dein Logo zu killen. Keinen einzigen! Insofern respektiere und bedauere ich deinen Entschluss, dem Geschreibsel fernzubleiben. Its up to you und so wie ich dich einschätze, wirst du dir ordentlich Gedanken darüber gemacht haben, dennoch will ich dich in Form deines Logos behalten. Ich will mich daran erinnern, an die Dinge die du schriebst und die Dinge die kommentiertest. Wer weiss, vielleicht wird es dich eines Tages hier wieder geben und dann sollst du wissen, es wartet auf dich, dein Logo und es wird immer deines sein, solange der Cove besteht!
Was bleibt nun mehr zu sagen, als dir alles erdenklich Gute zu wünschen? Mögen deine Wege dich dahin führen, wo du auch hin willst. Mögen dir Menschen begegnen, die dich so sehr lieben, respektieren und achten, wie du bereit bist, es für sie zu tun. Mögest du Wünsche und Hoffnungen haben und die Möglichkeiten erhalten, diese für dich umzusetzen!
So ziehe ich meinen Hut, sage Danke für die gemeinsame Zeit und vielleicht hören wir voneinander? In diesem Sinne, machs Gut!

James Cabman

PS Klicke auf dein Logo und sieh, wo die Reise hingeht.


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Danke an die Frau diagonal:

You are The Sun

Happiness, Content, Joy.

The meanings for the Sun are fairly simple and consistent.

Young, healthy, new, fresh. The brain is working, things that were muddled come clear, everything falls into place, and everything seems to go your way.

The Sun is ruled by the Sun, of course. This is the light that comes after the long dark night, Apollo to the Moon's Diana. A positive card, it promises you your day in the sun. Glory, gain, triumph, pleasure, truth, success. As the moon symbolized inspiration from the unconscious, from dreams, this card symbolizes discoveries made fully consciousness and wide awake. You have an understanding and enjoyment of science and math, beautifully constructed music, carefully reasoned philosophy. It is a card of intellect, clarity of mind, and feelings of youthful energy.



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Filmleben, ein Monstertext
Dann ist Januar. Januar ist Mist. Ich hasse ihn und all seine unangenehmen Begleiterscheinungen. Ich hasse die Kälte und den Schnee. Ich hasse die trübe Dunkelheit und das dieser Monat nie zu enden scheint. Ja, man kann sagen: Ich hasse den Januar. Wenngleich ich vor zwei Wochen in Spanien war. Der Januar verlor dort seinen Schrecken. Es war warm, es war sonnig und ich wäre gern noch ein bisschen in Spanien geblieben.
Alsdann finde ich mich in diesem Club wieder. Neben mir sitzt Michael. Ich kenn ihn schon eine Weile, doch so intensiv wie an diesem Wochenende haben wir noch zusammen gearbeitet. Ist ja auch nicht mein Land, eigentlich. Ich mach hier nur den Abgesandten, den Verantwortlichen für forgein affairs, falls es von Nöten sein sollte. So sitzen wir da in dem angesagtesten Club, fency place, must see und ich bin überhaupt nicht angetan. Es ist halt ein Club, wie so viele andere. Das einzig Besondere ist die Tatsache, dass die Mädels hinterm Tresen irgendwie Klone sind und handbreite Röcke tragen.
Michael hat blondes schütteres Haar, extrem blaue Augen, ein breites Siegerlächeln und hier und da sind Narben von Akne zu sehen. Wie unterhalten uns. Natürlich über den Job, ich will ihn besser kennen lernen, denn wir verstehen uns gut, ausgesprochen gut, so gut, dass seine Frau Nina uns ein paar Stunden früher an diesem Abend Kindsköpfe nannte. Nun schlief sie wahrscheinlich schon, während Michael, ich und ein paar seiner Angestellten noch ein bisschen Spaß haben wollen. Aber heh, es ist Freitag, right?
„Weißt du James, damals nach der Schule, da wusste ich nicht was ich will, aber ich wusste was ich nicht wollte.“ erzählt Michael einfach los und ich erfahre, dass er damals sein Konto plünderte und nach Thailand flog. Dort angekommen war das Geld auch schon alle und es begann die Zeit, in der er sich als Portier, Animateur, Kellner und mit allerlei andere Jobs durchschlug und immer wenn er genügend Geld zusammen hatte, zog es ihn weiter.
„Best time of my life. Ich habe viel gesehen von der Welt und eines Tages wollte ich einfach nur nach Hause. Ich rief meine Mutter an und fragte, ob sie mir Geld schicken könnte und dann ging es heimwärts.“ Während ich Michael lausche empfinde ich immer mehr Sympathie für ihn, eckiges Kerlchen denk ich mir und frage wie alt er sei. 44 meint er und grinst. „Oh, welch schöne Schnapszahl, darauf noch nen Red Label.“ antworte ich ihm und wir bestellen.
„Das Beste an diesem Rumreisen war aber die letzte Etappe. Da, wo ich ihn Wien auf dem Hauptbahnhof stand, mir eigentlich ein Bahnticket nach Kopenhagen kaufen wollte und eine Frau traf. Du musst mir diese Geschichte nicht glauben, aber ich schwöre, genau so ist es gewesen. Ich schwöre.“ Ich frage verwundert, warum ich ihm nicht glauben sollte und so fährt er fort mit seiner Erzählung, vom schönen Mädchen mit den blauen Augen und so schwarzem Haar. „Weißt du James, das ist ne Killerkombination. Das mag ich unheimlich.“
Ich erstmal denke ich mir und drifte gedanklich zur Frau Morphine. Stahlblau trifft Wasserblau, „was käme bei einer Kreuzung raus“ fragte ich sie mal. Sie sagte Rost und lachte laut und ungezwungen. Wenn sie doch hier wäre. Ich zeige Michael ein Bild von ihr, er sagt verdammt hübsch und ich ergänze: „Auch Klug!“
„In diesem Fall, halte sie fest.“
„Werde ich.“
Er erzählt mir die Geschichte seines Wiener Mädchens, ich erfahre, dass er mit ihr in ein Café ging, ihre Blicke kreuzten sich immer wieder, er vergaß nach Hause zu wollen und abends fand er sich in ihrer Wohnung wieder. Nur eine Nacht, aber sehr intensiv. Es war keine Liebe, nur Geilheit, Begehren in genau der Sekunde und sie hätten diesem nachgegeben.
„Warum sollte ich dir das nicht glauben?“
„Na weil es mir nie einer glaubt. Das ist doch wie im Film. Ich kann es ja selber noch immer nicht glauben. Es ist einfach so passiert. Einfach so.“
„Ach weißt du, das Verhältnis der Geschlechter könnte ja viel entspannter sein, wenn wir uns dem immer einfach hingeben würden. Ich glaube es gäbe auch weniger Kriege und Mord.“ grinse ich ihn an.
„Weise Worte für sonen Jungspund wie Dich.“ lacht er und schiebt schnell hinterher
„Wie alt bist du eigentlich?“
„33 und das noch ne ganze Weile.“
„Was?! Das ist ja ewig jung und ne Schnapszahl. Nehmen wir noch einen?“
„Klar.“
Und weil 44 minus 33 = 11 ist, weil 44 plus 33 = 77 ist und weil 77 minus 11 = 66 ist, bleibt Johnny uns an diesem Abend treu. Irgendwann meint Michael, dass er ja der Chef seiner Firma sei, er jetzt los müsse, denn morgen wartet ein anstrengender Tag und er hat Vorbildfunktion. Gut denke ich mir, ich bleib noch mit den anderen.
„Ja mach das und hier habt noch ein bisschen Taschengeld. Das Taxi zum Hotel kostet ungefähr 10 Euro. Also, soviel müsst ihr übrig lassen und bring mir die Quittung mit.“ Mit diesen Worten schiebt er 200 Euro über den Tresen, die ich gleich wieder zurückgehen lasse.
„Lass das mal, “ sage ich „denn wir werden auch so unseren Spaß haben.“
„Keine Diskussion. Du bist mein Gast und außerdem hast du schon das Essen bezahlt...“
„.. welches ich auf die Spesen setze.“ unterbreche ich ihn.
Es geht noch eine Weile hin und her und irgendwann lass ich mich breitschlagen und stecke die Kohle ein. Wir verabschieden uns mit brüderlicher Umarmung, dann ist er weg und ich auf meinem Weg rüber zur Tanzfläche, wo Roberto, José und die fesche Lola tanzen.
Die Musik ist Mist, nur so spanischer Popscheiss und Shakira. Ich schlunze zum DJ, ein dicker Junge mit teigigem Teint, einem schmalen Oberlippenbärtchen und nem Kinderpullover. Er versteht kein Englisch und so bitte ich Lola zu übersetzen. Lola ist 28 und grausam kurz geraten, vielleicht 1.50 m oder so. Sie hat dafür aber eine riesige Oberweite und weil die Natur auf Ausgleich bedacht ist und nicht will, dass Lola nach vorne überkippt, hat se auch einen genauso großen Hintern. Ansonsten ist sie aber furchtbar nett. Sie spricht gut Englisch, sie wohnte 2 Jahre in Belfast, wofür ich sie beneide und sie gehört zu diesen Personen, die eine eindrucksvolle Mimik beim Reden einsetzen können. Man kann direkt sagen, sie hat ein hübsches Gesicht und weiß es zu bewegen.
Natürlich konnte der DJ mir keinen Musikwunsch erfüllen, solche Musik wäre nicht spielbar. Ich bin sauer und schon wieder denke ich an Frau Morphine. Eine SMS wird auf den Weg gebracht und beantwortet. Ich wäre jetzt gern bei ihr. Ein bisschen Knutschen, ein bisschen Wischmobmusik und vielleicht ein bisschen Kerzenscheinsex.
So steh ich da gelangweilt rum, als Roberto meint, da wäre Rasmus. Während ich angestrengt darüber nachdenke, ob ich überhaupt einen Rasmus kenne, dreht mich Roberto in Richtung von drei blonden Mädchen und ich lerne, dass Rasmus die handelsübliche spanische Bezeichnung für Mädchen ist, die sie für Skandinavier halten. Ich kucke, ich schaue und kucke noch mal. Ich komme ja ein bisschen rum in Europa und vor allem wohne ich Schweden, ich habe dänisches und finnisches Fernsehen und ich weiß einfach, dass diese drei Grazien keine Skandinavierinnen sind. Die Physiognomie passt nicht und niemand, aber auch wirklich niemand, trägt Tom Tailor T-Shirts. Das SIND Deutsche. Garantiert. Ich wette mit Roberto, er lacht und meint: „Wie bezahlen doch eh nichts hier.“
„Richtig“, antworte ich ihm „aber es geht ums Prinzip.“
Als richtiger Kater hält man natürlich nichts von so Spielchen, sondern wir gehen frontal auf die Damen zu. Nix mit ankucken und schüchtern dreinblicken. Roberto und ich pflügen uns durch die shakirasierten Massen, stoppen, stellen uns vor und ich frage: „Ihr seid Deutsche, stimmts?“
„Ja.“ Sagte die eine, deren Namen ich mir merken konnte: Rebecca. Rebecca kam aus Frankfurt/Oder, ihre Freundin auch und die andere war aus Aachen. Drei Studentinnen im Austauschsemester. Wir quatschen ein bisschen, vorwiegend mit Rebecca und irgendwann geht mir auf, wenn sie hier studiert, muss sie sich ja auch verständlich machen können. Daher frage ich, ob sie Spanisch oder Englisch spricht. Kann sie und somit musste ich nicht mehr für Roberto übersetzen. Ich lass die Beiden allein und gehe zurück zu Lola, die einen gar wunderlich ekstatischen Tanz aufführt, mich dabei umtänzelt und immer nur lacht. José steht neben der Tanzfläche, ruhiger Typ, der, wie Roberto, bei Michael im Lager arbeitet. Er qualmt wie ein Schlot und spricht kein Wort mit mir, dafür drückt er mir aber immer ne Zigarette in den Mund und lacht dabei. Freundliche Menschen diese Spanier denk ich mir, als Roberto neben mir auftaucht.
„Was ist los, schon fertig?“
„Ich glaube die war mehr an dir interessiert.“ sagt er mit einem leichten Ausdruck des Bedauerns. „Wenn du also willst…“ und dabei zeigt er mir wo Rebecca gerade tanzt.
„Nee, lass mal, ich habe ne Freundin.“ und während ich das sage, merke ich wie gut sich das anfühlt, irgendwie erleichternd.
„Ach so. Soll ich dich trotzdem den Mädchen da drüben vorstellen?“
„Klar.“ Antworte ich, weil ich dachte, es wären Robertos Freunde. Tatsächlich wollte er aber auch sone Nummer wie ich bei Rebecca abziehen. Er kannte die gar nicht, ich ja sowieso nicht und wir sind gehörig auf die Nase gefallen, denn die vier wirklich hübschen Spanierinnen wollten partout nichts von uns wissen. Mit einer unglaublich lässigen Arroganz lassen sie uns abblitzen. Das war so cool, ich musste nur grinsen.
Roberto war dann ein bisschen pissig und meinte, es wäre schon spät, in drei Stunden müsse er wieder aufstehen und so beschließen wir zurück ins Hotel zu fahren.
Es ist morgens um Vier, wir schlendern durch die Altstadt, ich melde mich per SMS bei Frau Morphine für diesen Abend ab, unglaublich mild ist dieser Morgen, überall laufen junge Menschen rum, es ist friedlich und ruhig. Ich genieße die frische Luft, die Bewegung.
Im Taxi sitzend rutscht die Welt draußen an mir vorbei. Die Straßenlaternen scheinen einen Schweif hinter sich her zu ziehen, genau so lang wie meine Träume, die bereits ihre langen Finger nach meinem Kopf ausstrecken. Ich bin müde, so müde, ich will nur schlafen, als ich eine Hand auf meinem Oberschenkel spüre. Es war Lolas, sie sitzt zwischen Roberto und mir. Erst denke ich, es ist vielleicht ein Versehen, wir haben ja alle gut getankt. Ich dreh mich zu ihr und sehe, dass sie mich anschaut, anschmunzelt. Normalerweise ist der Kater kein Kostverächter, schon gar nicht bei einem solchen Gesicht, aber seit Neuestem liegen die Dinge anders. Seit Neuestem spielen wir auf einem ganz anderen Level, seit Neuestem ist der Kater zahm, weil er es sein will. Ich nehme Lolas Hand, lege sie auf ihren eigenen Oberschenkel und grinse mindestens genauso sexy zurück, nur um sie zu reizen. Aber es funktioniert nicht. Sie ist nicht angestachelt, schon gar nicht böse und dafür mag ich sie ja schon wieder. Ich mag überhaupt solche Personen, Frauen besonders, die versuchen sich das zu nehmen, was sie haben wollen. Keine falschen Hemmungen, so wie Michael und die Wienerin, so wie Lola. Probieren, riskieren, verlieren oder gewinnen, lass es normal sein, es würde mich freuen.
Als ich mich wieder zu Lola umblicke, sehe ich ihre Hand bereits auf Robertos Oberschenkel, sie hat sich bei ihm angekuschelt. Roberto grinst mich selig an und Gewissheit um ihren Absturz erhalte ich im Fahrstuhl, denn Lolas Zimmer war auf demselben Level wie meines, doch sie fuhr mit Roberto in den Fünften. Warum nicht? Tut niemandem weh, wenn sie es heute mal brauchen, die Nacht nicht allein zu verbringen, nur zu, mein Segen habt ihr, wer verstünde es besser als ich. Ich werde auch nichts sagen, what happens on tour, stays on tour, immer und immer wieder.
Roberto grüsst mich noch mit aufgerichtetem Daumen, frei nach dem Motto: Done it, die Tür des Fahrstuhls schließt sich, ich schleppe mich zu meinem Zimmer und dann ist dieser Nacht endgültig zu Ende.
Es gäbe hier noch reichlich mehr rein zuschreiben, von dem Umstand, dass mein Magen am Morgen danach sich schneller drehte als die Welt, davon, dass Michael recht überschwänglich war, denn „seine“ Leute fanden es richtig gut, dass ich mit ihnen feiern war; über die Einkäuferin von Österreichs Nummer Eins, die ich auch an diesem Tag traf. Von ihrem Wunsch, nur neben mir sitzen zu wollen, denn sie war am Abend zuvor in diesem total angesagten Club abgestürzt. Da waren wir also schon Zwei und später erfuhr ich, das es auch eine Nummer Drei und Vier gab, nur getroffen haben wir uns nicht.
„Wir haben in 2 Wochen doch eh einen Termin. Lassen Sie uns einfach hier nur sitzen und schweigen. Ich glaube mein Kopf platzt gleich.“ sagte die schöne Einkäuferin mit dünner Stimme und bleichem Gesicht und so kam es, dass ich und beschriebene Person ca. ne Stunde in Spanien auf der Gartenbank saßen und uns anschwiegen. Ich schaute immer wieder zu ihr rüber. Sie sieht gut aus, vielleicht 45 Jahre jung, aber ne tolle Figur, mittellanges blondes Haar, schön geschnittenes Gesicht und kann so beinhart sein, dass wir uns eigentlich immer nur streiten. Und nun sitzt sie da, wirkt verletzlich und so menschlich. Ich denke ja, nimm uns unsere Funktionen, den Titel auf der Visitenkarte, schmeiss den Montblanc weg und die schicke Aktentasche, reiss dir die Businessuniform vom Leib und du wirst vielleicht sehen, es bleibt ein Mensch. Ein einfacher Mensch, kein Überwesen. Ein Mensch mit Wünschen, Gefühlen, Ängsten, Sorgen, Nöten, Freunde, Freude, Familie, Hoffnungen. Wenn man sich das im Bewusstsein hält, könnte man vielleicht anders miteinander umgehen und gerade spinne ich mir die Welt voll Sonnenschein, da steht sie auf und meint, sie würde wieder reingehen und so tun als würde sie arbeiten. „Ich könnte Sie begleiten und wir könnten sagen, wir hatten ein diskretes Meeting hier draußen.“ Schlug ich vor.
„Das wäre aber lieb, wenn Sie das tun würden.“

Es gäbe so viel zu schreiben, vielleicht zu viel in diesem Januar, wo mein Kopf voll ist, wo Müdigkeit mein ständiger Begleiter zu sein scheint, wo latent irgendeine Erkältung rumschwebt, wo das Haus bald nur noch eine Erinnerung ist und man sich mit seinen eigenen Leuten rumschlagen muss. Wo sie in Stockholm 4 neue Frauen angestellt haben, deren Einschulung ich letzte Woche in Stockholm vornahm, vornehmen musste und dabei fast explodiert bin. Ich bin definitiv kein Lehrer. Überhaupt, wieso muss ich das machen? Es ist Eriks Job. Ach Erik hat keine Zeit? Wieso nicht? Ich meine, ich war ja auch für ihn in Spanien, oder? Was macht der Kerl überhaupt? Und dann gab es noch Ärger, weil Erik nicht tat, worum ich ihn bat und das nach 4 Wochen. Streitereien und Grabenkämpfe, unsinnig und unproduktiv. Am Freitag rief er dann an, mein neuer Laptop wäre nun da. Aha, auch nur Bestechung. Aber immerhin.

Ich sollte vielleicht dann noch einen Tipp geben, denn vorgestern war ich in Zürich in einem Lokal. Es heißt Runway 34, liegt direkt am Flughafen und ist einfach irre. Wer schon immer mal auf den Tragflächen einer Iljuschin 14 ein Bier trinken wollte und unter deren Tragflächen ein nettes Essen haben möchte, der sollte da hin. Es ist wirklich eine tolle Atmosphäre, die Belegschaft ausgesprochen nett, meine Begleitung war es allerdings nicht. Ich bin dann einfach gegangen. Es wurde mir als unhöflich ausgelegt. Aber, sagte ich, nur um das mal klarzustellen, ich bin nicht Angestellter dieser Firma und ich bin generell nicht verpflichtet, an solchen Aktivitäten teilzunehmen. Mein Gehalt wird von jemandem ganz anderem bezahlt und nur dessen Rechte und Wünsche stelle ich hier sicher. Dieser Jemand lässt mir auch die Freiheit selber zu bestimmen, ob ich mit euch Essen gehen will oder nicht. Ja, sagten sie da, seid du das Ruder in der Hand hast, hat sich einiges geändert, ist es viel härter geworden, immer müsse man diskutieren. Stimmt, denn ihr haltet euch nicht an euren Vertrag und ich bin nicht gewillt, einen Zentimeter von dessen Inhalt abzuweichen. Ja, aber früher ging es ja auch. Vielleicht, keine Ahnung, wenn es euch nicht passt, dann kündigt, fertig. Das ist nicht arrogant, das ist bestimmt und noch mal fertig.
Gestern Mittag war ich froh in der Bahn zu sitzen. Wirklich, denn ich wollte weg aus dieser Schweiz. Ich mag die Schweiz gar nicht. Überhaupt nicht. So fuhr ich gen Osten, Österreich, doch diesmal begleitete mich eine eigentümliche Mischung aus Traurigkeit und Freude. Als ich das letzte Mal diese Strecke fuhr, habe ich kurz darauf die Morphine getroffen, unsere Beziehung nahm ihren Anfang und Mauran hatte noch seine Frau. Das ist alles noch gar nicht lange her, frische Erinnerungen wie Spuren im fallfrischen Schnee, nicht verweht noch deutlich erkennbar. Ich werde die Morphine wieder sehen, das Programm steht, das Hotel ist gebucht, morgen kann ich meinen Kopf auf ihren Bauch legen und mich treiben lassen. Wenn es doch schon morgen wär…

HG hat mich gestern in Salzburg abgeholt. Er trug so eine alberne Mütze derentwegen ich ihn auslachte. „Der Letzte, der etwas gegen diese Mütze gesagt hat, ist zum Hotel gelaufen.“ grinste er und begrüßte mich freundschaftlich. Ich mag ihn sehr, wir mögen uns und noch ein Grund mehr, warum ich lieber in Österreich bin als in der Schweiz.
„Du HG, ich habe heute so keine Lust auf ein Restaurant. Lass uns hier bleiben, Burger King oder beim Türken reicht mir. Ist das Ok?“
„Kein Problem.“ antwortete er da und so sitzen wir zwei Schlipsträger zu vorgerückter Stunde mit Nachtgestalten und Reisenden beim Türken am Bahnhof. Er erzählt mir, dass er letzte Woche in Venedig war. Er besuchte Mauran. Es geht ihm nicht gut, er hat seine Arbeitszeit von 9-12 täglich reduziert. Die Firma spielt es bis September mit, dann muss er sich entscheiden.
„Oh“, sagte ich, „das kann gefährlich für ihn werden.“
„Richtig. Diverse Leute warten nur darauf ihn fallen zu sehen.“
„Meinst du er wird es schaffen.“
„Schwierig einzuschätzen. Jedes Mal, wenn wir uns dem Thema näherten, bekam er Tränen in die Augen. Ich glaube er ist noch lange nicht durch damit. Es braucht Zeit. Hoffentlich hat er genug.“
„Ja, wirklich traurig das alles. Ich drück ihm die Daumen.“
„Ich erst. Ich will gar keinen anderen auf der Position haben.“
Ich schaue HG an, erzähle ihm von meinem inneren Kampf und er wird darüber bekümmert. Er meinte, wenn ich bis 2008 bleibe, wird er mir für jedes Spiel der EM, dass ich sehen will, zwei VIP-Karten besorgen. Ich fragte: Jedes? Ja, er kenne die Dame, die im Österreichischen Fussballbund wohl ziemlich wichtig ist. Darüber muss ich lachen.
„Ich will gar nicht wissen, woher du die kennst.“
„Ach ja, man kennt ja so Leute, die kennen Leute und man geht vielleicht mal in ne Kneipe.“ Und mehr erzählt der dann nicht, muss er auch nicht, denn ich habe ja Fantasie und kenne ihn.
Wir fuhren ins Hotel. Noch mal Schwermut, denn ich habe das Zimmer neben dem, welches ich damals mit Frau Morphine bewohnte. Sie ist ziemlich präsent in meiner Gedankenwelt. Bisher für unmöglich gehaltene Szenarien durchspuken den Kopf. Was ne Frau, die, die sich für mich entschieden hat, es macht mich stolz, ich liebe sie dafür, es hat etwas, was uns keiner nehmen kann. SMS, Anruf, Aufgelegt, nicht gut geschlafen.
Heute Morgen hatten wir ein ziemlich wichtiges Shootout und haben auf ganzer Front verloren. Na, eigentlich haben wir nicht verloren, die Einkäuferin hat mir nur meine Strategie kaputt gemacht. Es ist wie beim Schach. Der Springer ist nicht überlebenswichtig, er macht dich aber schnell und sehr beweglich. Wir haben heute unseren “Springer“ eingebüsst. HG ist darüber sauer. Seid drei Monaten feilen wir an der Geschichte und er meinte, wir hätten irgendwo auf diesem Weg einen Fehler gemacht. Ich gehe gedanklich alles durch und kann nichts finden.
„Nee, ich glaube es hat halt einfach nicht sollen sein.“
„Na wenn schon. Wir holen uns Ungarn, Kroatien und Slowenien. Dann wird sie schon angekrochen kommen.“
„So gefällst du mir. Lass uns nen Kaffee trinken.“

Wir schippern so durchs Salzkammergut, es liegt ein bisschen Schnee, es ist grau und die Berge wirken wie miesepetrige dicke Männer. Ich schmunzle über den Gedanken und höre HG`s Geschichten zu. Er hat irgendwie tausend auf Lager. Die Neueste ist die von einem Freund, der ihn am Montag anrief und sich auf theatralische Weise verabschiedete.
„Ich habe ihn gar nicht ernst genommen und gefragt ob er sterben müsse. Nee sagte er da, er müsse verschwinden, das “Rad ist gebrochen“ und am Freitag solle er 200.000 Euro zahlen. Du musst wissen James, er hat wohl mit ziemlich finsteren Gestalten komische Geldgeschäfte gemacht und diese Herren drohten nun mit Beine brechen und solchen Kram. Schwarzgeld, dass er mit 10% verzinsen muss und, und, und, und. Hörte sich an wie im Film. Heute Morgen rief seine Frau an: Ihr Mann wäre abgetaucht, die Klamotten sind weg, die Kohle auch und die Bank hätte auch schon angerufen. Man, was für ein Idiot. Für 200.000 Euro? So ein Risiko? Und was isst mir der Familie?“
Ich dachte darüber nach, dachte an Leben wie im Film. Ja, wenn man es lebt, kann das Leben ein Film sein. Ich fühle mich auch manchmal so. Also. Mein Leben ist mein Film, der beste den ich bisher sah.
„Weißt du HG, wenn es 10% Zinsen sind, ist der Ausgangsbetrag 2 Mille. Wenn du 5 solcher Investoren hast sprechen wir über 10 Mille. Damit ließe sich schon gut verduften. Argentinien wäre toll, oder Karibik.“
„Meinst du das reicht?“
„Ich denke schon, ich hätte nur keine Lust in der Angst zu leben. Ich meine wenn es sich wirklich um die schmutzige Hochfinanz handelt, finden sie ihn. Bestimmt.“
„Tja auch traurig. Er ist 61 Jahre alt. Was für ein Idiot. Ich hoffe bloß, sie lassen sie Familie in Ruhe. So ne nette Frau.“
„Du kannst sie ja dann trösten.“ Sagte ich lachend.
„Du Spinner!“

Am Freitag gehe ich mit ihm ein Bier trinken, Morphine möchte ihn kennen lernen, er möchte Morphine kennen lernen, aber bis dahin muss ich noch mal ins Shootout, diesmal dürfen wie nicht verlieren, es wäre wie den Turm zu verlieren, noch nicht Matt, aber fast. Ich drück mir die Daumen und drehe meinen Film weiter, denn wer sonst sollte Regie führen?


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