Freitag, 30. Januar 2009
Sturmfahrt, volle Fahrt Richtung Eisberg
Rødby /Puttgarden, gestern Abend

Unsereiner - nebst gedanklicher Begleitung seiner selbst - weiß nicht worüber er sich mehr erstaunt zeigen soll. Über die grenzenlose Dummheit dieses Satzes oder Tatsache, dass er völlig unkommentiert blieb.

Wir halten fest: Frau Sunny und ich haben recht. Es kommt nicht darauf an, was einer schreibt. Zuerst kommt es darauf an, wer es schreibt. Selbst wenn es der größte Bullshit ever ist, treu wie andere Herdentiere folgen wir und wollen gar niemals aufmucken. Darüber nachdenken auch nicht. Warum eigentlich nicht?

Sollten Sie mal wieder eine Betroffenheitssendung im Fernsehen schauen, so was mit Juden, oder Diktaturen, und sollten Sie sich danach restlos ratlos fragen, wie konnte das geschehen? Die Antwort wäre: Weil vielleicht niemand etwas dagegen sagte?

Was anderes, weil es bereits genügend Leute gibt, die sich ganz vortrefflich mokieren und austeilen können, in den seltensten Fällen sich aber tatsächlich Gedanken machen:

Wenn ich also durch die Weltgeschichte reise, meist als williger Stiefelknecht des Kapitals, versuche ich dabei auch immer, die Augen offen zu halten. Sie wissen schon, Dinge sehen, Dinge bewerten. Ist wie beim Bloggen.

Die Traurigkeit meiner Beobachtung liegt darin, dass über Ländergrenzen hinweg die Billigkeit Einzug hält. Allerorten lauert der Preisverfall:

London, letzte Woche

Nun, so mag man sich vielleicht der völlig absurden, deswegen aber nicht minder lustvollen Idee hingeben, dass der Preisrutsch doch nur gut sein kann, nicht wahr. Wir alle sind doch auch Verbraucher und als solche wissen wir: Was ich da spare, gebe ich dort aus. Und so bekomme ich mehr fürs Geld. Konsum als Droge, Konsum als Religionsersatz, das alles wurde schon hinlänglich in Blogs erörtert. Ich aber sage: Der falsche Konsum ist gefährlich.

Diese Thematik findet auch nur nochmal Eingang, weil ich in diesem Text nicht richtig verstanden wurde. Es ging nicht um die Schweiz. Geht es nie. Es ging um die drohende Vernichtung eines noch halbwegs funktionierenden Marktes.Und zwar so:


Hamburg Eppendorf, vor zwei Wochen

Wenn Sie ein bisschen mit offenen Augen durchs Leben gehen, dann wissen Sie vielleicht, dass dies eine Werbeschild in den Farben von „Plus“ ist. Zusätzlich lesen Sie vielleicht unten, in der Fußzeile: Unternehmensgruppe Netto – Markendiscount.
Das hat damit zu tun, dass der Merger nach langem hin und her nun doch vom Kartellamt genehmigt wurde. Plus wird es in seiner jetzigen Form nicht mehr lange geben. Schon bald.

Das aber nur am Rande, denn viel interessanter ist die Frage, wie nun 500 Artikel im Preis gesenkt werden können. Glaubt wirklich jemand, dass der damit einhergehende Margenverlust vom Handel allein getragen wird? Nix da. Das versucht man eins-zu-eins auf die Hersteller abzuwälzen. Was glauben Sie, wie die ca. 50.000 Betriebe, die in Deutschland direkt oder indirekt ihr Geschäft mit dem LEH betreiben, dies umsetzen können?

Eigentlich gar nicht mehr. Ganz unbemerkt vom Verbraucher tobt hinter den Kulissen ein ruinöser Wettbewerb. Jeder Player ist der festen Überzeugung, dass er ihn durchstehen, sogar gewinnen kann. Die Zauberworte heißen Effizienz- und Produktivitätssteigerung. Das Problem dabei ist aber, dass alle daran glauben. Und so schaukelt sich diese Entwicklung immer mehr auf.

Alles gut, so würden weniger differenziert denkende Mitmenschen jetzt wahrscheinlich Bloggen, die Billigprodukte den armen Schluckern und mir den handgeformten Käse aus Italien. So einfach ist es aber nicht, denn Billigprodukte in ihrer Masse, zwingen auch den Marken- den Qualitätshersteller, seine Preise zu reduzieren. Das erfolgt im ersten Step durch Rationalisierung im zweiten dann durch Qualitätsverlust durch Einsatz minderwertigere Rohmaterialien, oder ganz einfach Schwindel. Somit leidet die Gesamtqualität eines Marktes, als Folge davon sinken die Preise weiter und dann beginnt das große Sterben, wie das Beispiel aus der Schweiz zeigt.

Das gilt übrigens für so ziemlich jeden Markt:

Shop auf der Fähre, gestern

Und weil es für so ziemlich jeden Markt Gültigkeit besitzt, hat das Ganze auch eine gewisse Dramatik, denn es berührt auf die eine oder andere Weise einen jeden von uns. Die Generation Praktikum kommt ja irgendwo her, nicht? Working poor ist in Europa auch wieder ein Begriff. Die Gründe liegen meiner Meinung darin, dass im Zuge der Rationalisierung, wenn die Jobs schon nicht völlig entfielen, sie auch nicht mehr in dem Umfang bezahlt werden, der ihnen eigentlich zustünde, Sie wissen schon, Effektivität und Produktivität.

Das mündet dann in Kaufkraftverlust. Die Tragödie dabei ist, dass es genau die zuerst und am Härtesten trifft, welche die höchsten Bedarfe haben, oder glauben zu haben. Und so setzt sich eine Spirale in Gang, die nur abwärts führt, denn das bisschen verbliebene Kaufkraft will jeder der Händler für sich vereinnahmen, aber nicht mit Qualitätsprodukten, sondern mit dem günstigsten Preis und immer öfter, denn die Luft ist mehr als dünn, endet das dann so:


Amsterdam, letzte Woche

Irgendwann dann, weil die Frau mit den langen Beinen gerade danach fragte wie es weitergeht, hat sich der Markt konsolidiert, Netto übernimmt Plus, Rewe die extra-Märkte und so weiter und so fort und wir haben 3 Händler übrig, die sich dann in ihrer Preisgestaltung dramatisch ähneln (siehe Stromkonzerne). Wir werden die hocheffizientesten Anlagen haben und ein Heer von Arbeitslosen, denn wir können nicht alle Profi-Blogger oder Monrose sein. Vielleicht könnten wir aber Forscher sein, Grundlagenentwickler, vielleicht sollten wir mehr Geld für Bildung ausgeben, statt es denen in den Rachen zu stopfen, die bewiesen haben, dass sie damit nicht umgehen können.
Vielleicht wäre es Zeit für eine Revolution?


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Donnerstag, 8. Januar 2009
Gedankenhäppchen für Mitdenker


Und der Herr F., der mich immer Duzt und zwar so:

"Du, Herr Cabman, alles ok, oder."

sprach:

"Sie werden hier alles wegreißen. Bis runter zu den Schienen, alles weg. Und wieder schließt ein Schweizer Traditionsunternehmen. Kannst du dir das vorstellen, Herr Cabman? 1200 Leute haben hier mal gearbeitet. Das war die gute Zeit. Dann waren es 800, wovon Ende des letzten Jahres die ersten 500 gehen mussten. Der Rest ist noch hier für die Abwicklung und wird wohl zum Ende 2009 freigesetzt. Für diese Ecke ein Katastrophe, gerade in diesen Zeiten."

"Jepp. Nicht schön. Fressen und gefressen werden, alle zusammen dann mit vollem Magen in den Untergang."

Er lachte und wir fuhren über dieses Firmengelände, welches die Ausmaße einer kleinen Stadt hatte. Früher produzierten man hier Lebensmittel. Dann kamen die Deutschen, so Heuschrecken, übernahmen den Traditionsnamen, nutzten Synergien, vor allem durch Umlagerung nach Deutschland und den Rest macht man platt, das Land geht an einen Imobilieninvestor und dann kommt der sogenannte Rückbau. Auch ein recht schönes Wort. Rückbau?!

Er zeigte mir denTeil, den er mieten wird, es ist riesig, genauso riesig wie sein neuer 7er BMW, für den er sich fast entschuldigte.

"Immerhin wirst du ein paar Leuten wieder Arbeit hierher bringen. Keine Tausend, aber immerhin."

Er lächelte.

Wir fuhren zurück in die Stadt, denn da gäbe es das größte Ding ever zu sehen. So etwas hat die Schweiz noch nicht erlebt, sagte er.

Ich bin erst neugierig und als ich es sah, war es langweilig.
Denn nur einmal mehr kommt der Krieg mit anderen Mittel in ein behütetes Land. Einmal mehr wird es Geld kosten und es ist für mich gelebtes Wissen, nichts Neues:




Der große Discounter aus Deutschland, der mit L, expandiert nun in die Schweiz. Bis Ende März will man dort 25 Läden eröffnen.

Allein die Aussage reicht, um dem konventionellen Handel Angst zu machen. 600 Artikel hat Coop in der Schweiz massiv im Preis gesenkt. 600!Wenn Sie sich fragen warum 600: Das hängt damit zusammen, dass diese 600 das Kernsortiment bei L darstellen.

Das ist aber nicht die relevante Frage. Es ist viel interessanter mal darüber nachzudenken, warum solche Preissenkungen auf einmal möglich sind? Wie auf dem Bild zu sehen, von bis zu 50%? Gut, so war es nicht bei allen Artikeln, aber trotzdem. Denkwürdig auch die Fragestellungen:

Ist es nun gut, dass Konkurrenz in ein Land wie die Schweiz kommt? Wird dies zum Wohle der Allgemeinheit sein? Wird es eher nachteilig sein?

Wissen Sie, ich habe genau die gleiche Geschichte vor 5 oder 6 Jahren in Schweden erlebt. Dort waren es auch beschriebene 600 Artikel und eine massive Preissenkungsaktion. Damals durch ICA.

Und was wurde daraus? Gar nichts. Das angepeilte Ziel von L wurde nicht erreicht, der Geschäftsführer des Vereins gefeuert und der neue hat es auch nicht hinbekommen. Heute hat man einen gewissen Marktanteil, blieb aber weit hinter den eigenen Erwartungen. Sach ich ja: Deutschland ist nicht everywhere und das ist sehr beruhigend zu wissen.

Das einzige was hieraus resultierte waren Wertevernichtung und Stellenabbau. Was glauben Sie denn, wer solche Aktionen bezahlt? Der Handel? Glauben Sie, man bekommt den Preis eines Artikel jemals wieder in die Ausgangslage, wenn der Konsument, also Sie, sich an dieses Niveau gewöhnt hat? Wir können nicht immer die Währung umstellen, um Preise versteckt anzuheben.

Weiß noch jemand, dass mal der weltgrößte Retailer, Walmart, in Deutschland sein Glück versuchte und die Rewe allein die Ankündigung eines solchen Vorgehens mit einer Preissenkung in allen Sortimenten quittierte? Wissen Sie noch, was mal Haushaltspapier kostete?

Was glauben Sie, warum wir in Deutschland im europäischen Vergleich die niedrigsten Preise für Lebensmittel haben und vor allem: Zu welchen Kosten?

Es macht Sinn, darüber nachzudenken, besonders, wenn ich solche Dinge sehe:

Edeka Winterhude, 08.Januar unfassbar


Alles hat seinen Preis, nicht nur in meiner Welt und alles will bezahlt sein, auch und gerade Dummheit. Im Zweifel machen wir ein Unternehmen platt.


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Sonntag, 4. Januar 2009
Min värld ska aldrig röra din
Ich bin witzig und originell. Auch doof, manchmal und werde trotzdem stigmatisiert? Wascht Euch!Ihr riecht nach Selbstgefälligkeit. Speichellecker. Ignoranten. Arroganten. Nichtsselbstkönner.



I min värld har ingen tråkig

Meine Welt hat nichts Langweiliges

entertainment är mitt andra namn

Entertainment ist mein Zweitname

Min värld är en bortskämd, gnällig värld

Meine Welt ist eine verwöhnte, weinerliche Welt

Kverulanternas kung är jag

Der König der Querulanten bin ich

Och hur som helst och när som helst

Wie auch immer und wann auch immer

och var som helst kan allt ta slut

Und wo auch immer kann alles sein Ende finden

så stanna klockan ta en timeout

So, stop die Uhr nimm ein Timeout

spara spelet jag har bara ett halvt liv kvar nu

Nimm eine Pause vom Spiel ich habe nur noch ein halbes Leben übrig.

Min värld ska aldrig röra din

Meine Welt wird niemals deine berühren

Din värld ska aldrig röra min

Deine Welt wird niemals meine berühren

Min värld ska aldrig röra din

Min värld ska aldrig röra din


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Mittwoch, 10. Dezember 2008
Real 01.
"Schlimmer als die unnützen Nichtstuer, sind die unnützen Tuer."

Alfred Polgar

Manchen Aussagen ist nichts hinzuzufügen.


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Mittwoch, 26. November 2008
Hoch die Fahnen
Eben bei meinem nigelnagelneuen Kranken Gesundheitskassenberater gewesen.

Doofes Büro hatte der und Mundgeruch. Ansonsten war er aber nett.

Grund des Besuches war der anstehende Wechsel in die "Private". Nicht weil ich schnöde wäre, weiß Gott nicht, denn ich habe mich vor 2 Jahren bewusst für die Gesetzliche entschieden.

Nachdem es aber nun so ist, dass es sich äußerst schwierig darstellt, bei den "guten" Ärzten einen Termin zu bekommen, bei manchem schon die Ansage zu vernehmen ist, wir nehmen nur noch Privatpatienten, bestimmte Leistungen erst gar nicht erbracht werden und mit einer Preisanhebung im Januar 2009, die sich gewaschen hat (verwunderlich an dieser Stelle, wieso man bei Milchpreisen den organisierten Wiederstand zu spüren bekommt, in dieser weitaus größeren Frage aber nicht), also unter besonderer und kritischen Würdigung all dieser Fakten, wechsle ich nun, denn ich bin es mir wert, wobei ich bei höherer Leistung wesentlich günstiger wegkomme, auch so Paradoxem, welches sich mir nicht erschließt.

Als wir dann nun so saßen, gutgelaunt und mit schlechtem Kaffee versorgt, und tausend Szenarien besprachen, entwickelt ich so ein leichtes Gefühl der Beklommenheit, ich fühlte mich plötzlich krank. Irgendwie. Fragen Sie mich nicht. Muss an der Umgebung und den Themen gelegen haben, oder an dem Telefonat mit meiner Therapeutin aus Berlin, die sich mit Grippe rumschlägt und mir heute wenig überzeugend erklären wollte, auf welche weiblichen Attribute Mann so abfährt, oder an Frl. DeVille, oder an der generellen Vorstellung, dass es in diesem Land zu viele Kranke gibt.

Ich bin ja schon länger der Überzeugung, dass für so manchen bunten Bürger eine Art „Betreutes Denken“ eingerichtet werden sollte. Traurig, dass sich die SPD als eine solche Institution etabliert und schön, dass man mir noch nicht vorschreiben kann, eben dort einzutreten.

Kann ja aber noch kommen, denn gegen eine solche Entwicklung gäbe es nur eine Versicherung: Den Verstand, doch der scheint dieser Tage bei so manchem Menschen ungenutzt, keine Wunder, bei dem Wetter und kein Wunder, dass man dann auch z.B. eine Entscheidung aus Gründen des Gewissens nicht akzeptieren kann. Hängt nämliches beides Zusammen.

Wenn man selber beides nur in verkümmerter Form hat, kann man sich natürlich nur schwer vorstellen, dass es sehr wohl Menschen gibt, für die dies ein Bewertungsmaßstab darstellt.

Die Fähigkeit zur differenzierten Betrachtung scheint mir aussterbend, die Diskussion darüber auch und das ist ja schon der erste Schritt, entweder in den Untergang, oder in die Totalitarität, oder beides, dann aber in anderer Reihenfolge und das macht wirklich krank. Gut, dass ich nun einen Anspruch auf ein Einzelbettzimmer habe.


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Dienstag, 25. November 2008
Auch nicht schön:
Aufgrund schlecht sitzendem Anzug einen burn out zu bekommen, ist ja auch irgendwie lächerlich. Warum trifft man so wenige Jogginghosen in Führungsetagen?

PS Gestern im Multimillionen € Unternehmen gewesen. Schöne Aussicht hatten die, so aus dem 8.Stock und drei Seiten verglast. Um einen Europa-Vertrag gedealt, der ein Volumen von, ach, was schreibe ich das, interessiert eh keinen.

War nur lustig zu hören, dass der gute Mann ganz vorsichtig nach der Möglichkeit gefragt hat, ihm eine Rechnung zu schicken, weil er doch noch Gelder im Budget frei hat.

Die Lächerlichkeit des Betrages werde ich nicht erwähnen, nur soviel, war so gering, dass wir kaum eine Ahnung hatten, was wir dem gegenbuchen sollten. Tja. Das Jahr neigt sich seinem Ende zu und die Budgets werden mit solch sinnigen Dingen aufgefüllt wie Musterbleistiftsendungen oder so ein Kram. Solange wir uns das leisten können, sollte uns die Bankenwelt nicht zu teuer sein. Oder Opel.


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Donnerstag, 20. November 2008
Coming to a zoo near you: Live mammoths (maybe)
Dies ist die Überschrift eines Artikels auf der Titelseite der gestrigen Herald Tribune.

Darin wird beschrieben, dass die Wissenschaft in der Lage wäre, ausgestorbene Lebensformen (hier am Beispiel Mammut erklärt) wieder zum Leben zu erwecken. Übrigens wäre es auch mit dem Neandertaler möglich. Die Frage, warum man das tun sollte, wird nicht erörtert.

Ich bin der Auffassung, wir halten schon genug Exemplare am Leben, die eigentlich bereits ausgestorben sind: Opel, die USA, einige Banken, den Soli-Zuschlag, etc.

Mal abgesehen davon, dass ich dieses Vorhaben ethisch-moralisch für mehr als bedenklich halte, stellt sich - wie beschrieben - die Frage: Warum?

Weil man es kann? Das wäre ein zu schwaches Argument. Es gäbe viele Dinge, die selbst ich könnte, deren Ausführung aber irgendwie dumm wäre. Bei manchen weiß ich davon, bei anderen wusste ich es nicht, aber zu klein und unbedeutend ist meine Existenz, als das es dramatische Auswirkungen auf das große Ganze gehabt hätte. Es tat meist nur mir weh.

Obiges allerdings wäre von einer Tragweite, deren Ausmaße wir heute kaum überblicken können. Und ich wette, wenn das in die Hose geht, will wieder keiner die Verantwortung tragen. Hoffentlich bleibt dann noch einer übrig, der überhaupt danach fragen kann.


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Montag, 1. September 2008
Einst...


...bildhübsche, jedoch völlig intelligenzbefreite Disco-Barbies neigen mit zunehmendem sozialen Aufstieg vermehrt zu Fehlhaltungen (siehe Bild 2).

Dieses sei, so ließ Zahnarzttochter Bernadett-Chantal-Loreen-Uschi v. unter Drei-Eichen (siehe Bild Einst), durch übermäßiges Proschfondfahren begründet. Nachgefragt, warum sie denn nicht auf dem Beifahrersitz säße, antwortet Frau v. unter Drei-Eichen lachend: Der Hund solle es auch gut haben.

Weiter führte sie aus, dass sie gern dieses Zugeständnis an ihren Freund, Karl Gustav Eisenfuss, 109 Jahre und Autohausbesitzer, macht, weil es ja total süß von ihm war, sie im Krankenhaus zu besuchen, als sie ihren ersten Darmverschluß hatte. Dieses sei, fügt sie schelmisch hinzu, die neue In-Krankheit der Reichen und Schönen, was auch gut sei, denn früher hat man sich nur über Scheiß unterhalten.

Aha, sagen wir da und beglückwünschen Frau v. unter Drei-Eichen zu einem so interessanten Leben.

Mit freundlichen Grüßen da hin, wo es hingehört.


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Montag, 4. August 2008
Erst kommt Stolz, dann kommt dein Land
Es ist kein großes Geheimnis, dass ich ab und an in die Tiefen der finsteren Musik abtauche. Ich mag die Leute dort, aber vor allem den unkonventionellen Sound.

Mein Glück dabei ist, dass Püppie auch ganz gern einer solchen Veranstaltung beiwohnt und wir dann gemeinsam bis in den Morgen tanzen, oder dummrumstehen, das aber lässig.

Es ist auch kein Geheimnis, dass insbesondere männliche Hardcore-Anhänger oftmals einer martialischen Kostümierung frönen, bei der manch ein Unverbesserlicher an die Renaissance der HJ glauben könnte.

Sei´s drum, es ist ein Spiel, ein Fetisch, den ich nicht teile, der aber wohl von der Musik befeuert wird. Auch diese spielt mit Klischees, Verboten und tut sich schwer, zu provozieren, wo doch all unsere Existenzen für irgendjemand auf diesem Planeten eine Provokation sind, wo alles schon gesehen und alles gefühlt wurde.

Als nun unten eingestelltes Lied vorneulich im Lieblings-Grufti-Lokal gespielt wurde, die Tanzfläche bebte und alles im Kunstnebel versank, da wunderte ich mich stark über den Text. Ja, ich mag den Beat und die Melodei, aber der Text?
Der Sänger ist Iraner und hat mal laut YouRöhre-Kommentar sinngemäß zur Motivation dieses Songs gesacht:

Wut auf alles, was den Deutschen die Freude am Nationalstolz nehmen will.

Aha. Vielleicht hören Sie sich mal den Song an, lesen den Text mit und halten Sie bitte bis 03:25 durch. Danach sagen Sie mir bitte, ob ich danebendenke. Irgendwie will sich die Ironie nicht zeigen. Nicht das ich es verurteile, was der junge Mann da singt, ich wundere mich nur, denn es gab früher Gruppen, die sind das Image der Nazi-Band nie wieder losgeworden nach solcher Art Texte.

Und heute? Interessiert es wohl keine Menschenseele, ist nicht mehr provokant und wird auch vom total alternativen Alt-Hippi-DJ gespielt. Doch wer ist nun krank? Ich, der ich der Überzeugung erlegen bin, dass dieser Text schlecht sein müsste, oder die, die mir diese Überzeugung indoktriniert haben?




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Dienstag, 22. Juli 2008
Was der Holzkopf nicht weiß
Selbstgeschnitzter Holzkopf, Cabman, Kölva 1995

Mit Sturm in der Seele und den Gedanken, sende ich Ihnen heute die betrübliche Nachricht, dass es an dieser Stelle ruhiger werden wird. Es ist - wie immer - ein Zeitproblem, welches ich da aufkeimen sehe, ganz ähnlich dem Greisenalter, nämlich leise und verschwommen.

Das mag den einen freuen, die andere sowas von nicht interessieren und wieder andere werden sich, angesichts dieser traurigen Information, nicht einer kleinen Träne erwehren können. Besonders nicht Holzkopf, den Sie da oben sehen, und der seit 1995 mein treuer Begleiter ist. Ihn trifft die Zukunft besonders hart, denn er wird im Bücherregal platzmachen müssen für, TÄRÄ:: MEINEN NOBELPREIS!

Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, in welcher Kategorie, aber wohl sicher, dass ich dann auf lange Vortragsreisen muss. Deswegen werde ich auch nicht mehr so oft dazukommen, hier ungefragt, aber deswegen nicht minder laut, meine unbedeutende Meinung abzusondern.

Und wie es dann immer so ist, zieht das ein Problem ein anderes nach sich: Ich brauche eine neuen Koffer und übe auch schön beträchtlich für die geeignete Pose für das Bild des Schutzumschlags meines SPIEGEL-Bestsellers. Den Titel dafür brauche ich auch noch. Deswegen wende ich mich vertrauensvoll an die hier vorbeidefilierenden Leser und skizziere kurz meine These, die den Arbeitsnamen trägt:

Das Joghurt-Prinzip

oder

Phänomenologie der
gesellschaftlichen Akzeptanz des Warenüberangebotes in ökologisch wie ökonomisch irrefutäbelen schlechten Zeiten


Überladenes Regal mit Milchspezialitäten


Wie oben gezeigtes Bild eindrucksvoll verdeutlicht, besteht bei meinem REWE-Markt um die Ecke eine riesige Auswahl an Joghurt. Warum das so ist, kann schnell erklärt werden:

Unternehmen sind dazu verdammt, zu wachsen. Tun sie es nicht, tun es andere, das nennt man dann Wettbewerb und irgendwann wird es den, der nicht mit dem Markt wächst, nicht mehr geben. Darum differenzieren Unternehmen mehr und mehr ihre Produkt-Reihen, definieren Zielgruppen und segmentieren diese in unterschiedliche Produktranges, auch wenn die betroffene Zielgruppe gar noch gar nicht weiß, dass es sie, also die Zielgruppe, gibt. Das wird dann mit massivem Werbeaufwand jedem willigen Bürger ins Gehirn gebrannt.

Um bei den Joghurt-Beispiel zu bleiben und zur Erklärung, diese Skizze:
Von mir selber gemalt, zur Veranschaulichung

Jedes Produkt (Ausnahmen bestätigen hier die Regel) hat einen Lebenszyklus. Dieser kann verlängert werden, in dem Produkte einfach einen Relaunch erfahren. Der Grundstoff Joghurt bleibt immer gleich, was gut für dessen Einkaufspreis ist, aber die Fruchtbeigabe wird angepasst. Irgendwann produzieren wir 8 verschiedene Joghurts und wachsen auf hohem Niveau, denn das erste Produkt, mit dem wir mal starteten, können wir irgendwann aus dem Sortiment nehmen, ohne Absatzeinbußen hinzunehmen. Das wäre theoretisch der Produzentenhimmel.

Dem gegenüber steht aber Hermann Heinrich Gossen mit seinen sogenannten Gossensches Gesetz:

Nummero Uno

„Die Größe eines und desselben Genusses nimmt, wenn wir mit der Bereitung des Genusses ununterbrochen fortfahren, fortwährend ab, bis zuletzt Sättigung eintritt.“

Hermann Heinrich Gossen

Will heißen: Auch wenn wir noch sehr Erdbeerjoghurt mögen, irgendwann ist Schluss, weil wir uns überfressen haben und das Zeug nicht mehr sehen können. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dies auch mit Williams Birne 40Vol.% 0,7 l funktioniert.

Heißt aber auch, dass es eine Planungsunsicherheit für den Produzenten gibt. Er weiß nicht, wann seine Zielgruppe, trotz der wahnsinnig tollen Werbekampagne, keine Lust mehr auf Erdbeere hat. Um dem zuvorzukommen, werden wir mit Produktinnovationen bombardiert. Diese sollen nur sicherstellen, dass im Falle des Überfressens eine Alternative bereitsteht. Ob die allerdings angenommen wird oder nicht, dass weiß niemand, denn die Präferenzen sind von einer Unmenge Einzelfaktoren abhängig. Sie würden sich erschrecken, wie gering der Prozentsatz von erfolgreichen Produktneueinführungen im LEH ist. Und noch viel erschrockener wären Sie, wenn ich Ihnen schriebe, in welchem Euro-Bereich die Flops zu beziffern sind.

So. Kommen wir nun zu Nummero Dos, die eigentlich mit Vorangeschriebenem einhergeht:

Nummero Dos

„Der Mensch, dem die Wahl zwischen mehren [ sic ] Genüssen freisteht, dessen Zeit aber nicht ausreicht, alle vollaus sich zu bereiten, muss, wie verschieden auch die absolute Größe dieser Genüsse sein mag, um die Summe seines Genusses zum Größten zu bringen, bevor er auch nur den größten sich vollaus bereitet, sie alle teilweise bereiten, und zwar in einem solchen Verhältniß, daß die Größe eines Genusses in dem Augenblick, in welchem seine Bereitung abgebrochen wird, bei allen noch die gleiche bleibt.“

Hermann Heinrich Gossen

Heißt: Wenn Sie im Dezember einer warmen Wohnung einen ungleich höheren Nutzen beimessen als z.B. Erdbeerjoghurt, oder Willimas Birne, wird es zu einer Verschiebung ihrer Ausgaben führen. Sie werden vielleicht weniger Joghurt kaufen, sehr zum Leidwesen des Produzenten, der eventuell die Winteredition auf den Markt brachte, aber sehr zu Ihrem persönlichen Nutzen und Vorteil. (Hier liegt übrigens auch der Grund, warum Geringverdiener meiner Meinung nach bei Energieaufwendungen entlastet werden sollten.)

Aber soweit muss das Beispiel gar nicht gefasst sein. Wenn Sie vor dem Regal da in meinem REWE-Markt stehen und unheimlich Lust auf Erdbeerjoghurt haben, werden Sie sich doch sicherlich auch fragen, warum Sie bei dem einen Hersteller für 100gr 0,49€ bezahlen sollen und bei dem anderen 0,69€, oder? Hier greift dann wieder das Marketing und hierin ist auch der Erfolg der Discounter zu sehen.

Wenn Sie sich jetzt fragen sollten, wo das Alles hinführen soll, denn soweit ist es ja Allgemeinwissen, dann sage ich, recht haben Sie. Ich sehe hier aber ein Dilemma:

Ist es nicht mit Hinblick auf die Zukunft wichtig, mit den Ressourcen schonend umzugehen?

Ist es aber nicht auch so, dass je atomisierter der Herstellermarkt ist, desto weniger sich dessen Akteure dem Betriebsoptimum nähern können, desto höher deren Verschwendung von Ressourcen, Energie und Geld ist. Ist es nicht so?

Müsste dies nicht auch im Umkehrschluss bedeuten: Ein Oligopol des Herstellermarktes wäre am effizientesten und damit am Erstrebenswertesten?

Brauchen wir 10 verschiedene Joghurthersteller, die alle die 20 gleichen Sorten im Portfolio haben?

Brauchen wir, wie neulich bei Herrn Mark gelesen, für jeden Lebensabschnitt eine Zahnpasta?

Sagen Sie es mir, denn darüber nachdenken bereitet mir Kopfschmerzen. Ich erwähne Sie dann auch im Vorwort und lade sie zu einem Vortrag ein. Es gibt dort bestimmt auch Häppchen.


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