Freitag, 2. März 2007
Das also auch noch
Gibt es etwas Entwürdigerendes, als dem Bus hinterher zu rennen und ihn nicht zu bekommen? Dieses Gefühl der Niederlage schon am frühen Morgen? Ja. Man kann dabei auch noch auf die Fresse fliegen. Gosh darn it!
So, nun mal doppelkurz, oder wie pessimistische Leute wie die stämmige Nutte Ulla Trulla enttäuscht sagen würden: “Halblang?!“ Die Lage ist Hoffnungslos, aber nicht ernst, denn ich tue Kund die Kunde vom Gedankenbefall.

1.Mir fällt auf, dass es für den Job, den ich nun die letzten Jahre allein innehatte, drei, ich wiederhole mich da gern, um die Dramatik der Situation zu unterstreichen, also unglaubliche drei, neue Angestellte gibt. Als glühend passives Mitglied der Gewerkschaft betrachte ich dies mit einem gewissen Wohlwollen und zur Feier des Tages lege ich auch gleich das “Lied vom kleinen Trompeter“ auf. Ich freue mich dann immer, dass der kleine Held Trom Peter hieß, denn wie unschmissig wäre der Titel, würde es vom Schweindudenborstel Alois handeln. Egal. Drei und es beschleicht mich das Gefühl, unterbezahlt gewesen zu sein.

2. Was wie ein Dienst an der Gesellschaft ausschauen mag, ist tatsächlich ein geschickter Zug vom dicken Wurm Erik, Gattung Arschkriecher. Getreu dem Motto:
Teile und herrsche, verteilt er Informationen und behält sich das Recht vor, alles zu wissen. Immer hat er in mir eine Bedrohung gesehen, sage nicht ich, sagen andere und nun ist die Zeit gekommen, seine eigene Machtbasis auszubauen, penibel darauf achtend, dass die Neuen ihm nicht gefährlich werden können. Was der alte Kopffüßer dabei vergisst, ist so alt wie die Managementliteratur: Umgib dich mit den Besten, denn dann fällt ein wenig ihres Glanzes auf dich, sie fordern dich und du wirst besser, oder anders gesagt, die Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied. Und nun haben wir Ana.

3. Ana ist Spanierin. Das als solches ist noch kein Fehler, im Gegenteil, ich mag ja die Internationalität dieser Firma. Mich verwirrt aber schon der Name. Da fehlt doch was. Ana. Kommt nicht zackig wie Anna, hat keine Energie irgendwie. Die lange Ana ist 27 und frisch von der Uni, somit ist mein Status der Jüngste zu sein aufgehoben. Ana wohnt seit 8 Jahren in Schweden und spricht dabei so schlecht Schwedisch, dass selbst ich, dreckiger Ausländer und hochbegabter Wortkreateur, teilweise nicht versteh, was sie da eigentlich sagt. Man kann ja improvisieren, ich tat es auch und gern erinnere ich diese Augenblicke, als ich Challe mal erzählte, ich fühle mich nicht wohl und hätte Schnupfen. Wie übersetzt man Schnupfen? Snubbe vielleicht, weil man es gelesen hatte, ohne zu wissen, dass es ein anderes Wort für Penis ist. Challe musste dann auch lachen und meinte, das wäre doch ne ernste Geschichte. Oder Björn, dem ich mal ganz treuherzig erklärte, dass Thore später kommt, da er seinen Autoschlüssel verloren hatte. Verloren übersetzte ich mit förlossning, das heißt aber gebären. Ich habe alle gebeten mich zu verbessern, denn Sprache lernt man nur, wenn man sie spricht. Sie taten es und Ana spricht nicht viel.
Dann sitzen wir also zusammen und ich erzähle ihr alles über die Märkte, deren Chefin sie mal sein soll und bin erschrocken. Ich sach mal so, einem Sozialpädagogen mach ich keinen Vorwurf, wenn er mit den Worten Nettospanne und so nichts anfangen kann. Geht mir in deren Thematik genauso, aber ich würde auch nicht in deren Jobs arbeiten. Also fängt man bei Null an und erklärt, wenn du ne Spanne von 10% hast und dein Kunde will 5% Rabatt, wie viel müsstest du mehr verkaufen, um auf den gleichen Nettogewinn zu kommen? Antwort: ????? Aha.
Das ist Mini-BWL, keine Kunst für einen Hochschulabsolventen, eigentlich, es sei denn, man betrachtete sein Studium als so ne Art Überbrückungszeit.
Es ging lustig weiter, ich verlor die Lust und dann fragte sie doch noch etwas: Das sind ja so viele Projekt, woher wusstest du, dass du dieses und jenes machen sollst? Vor lauter enthusiastischer Verwunderung wäre dem Vater meiner zukünftigen Kinder, der hoffentlich ich sein werde, fast der teuere Kugelschreiber zerbrochen. Weil es der Job ist? Weil du kreativ sein sollst? Weil du dafür bezahlt wirst, neue Wege zu suchen? Meinst du, du bist hier richtig? Na egal, ich habe dann noch nen Keks gegessen, ihr den Ordner in die Hand gedrückt und viel Glück gewünscht. Erik beglückwünsche ich zu dieser hervorragenden Rekrutierung, lässt sie doch seinen Stern heller strahlen. Ihm sollte aber bewusst sein, wenn der Kopf im Arsch des Reeders steckt, muss dieser nur mal pupsen und schon fliegt man. Und je tiefer man drin steckt, desto stabiler die Flugbahn.

4.Wieso interessiert es mich eigentlich noch? Weil die Antike vielleicht doch recht hatte, als sie vorwurfsvoll meinte: Du bist derzeit nur auf einem anderen Trip, weil sie dich ausgebremst haben, weil du dich langweilst. Du wirst immer ein Shooter bleiben und ich hoffe du findest mal eine Frau, die das akzeptieren kann. Hab ich schon und ich werde mich doch ändern, ich kann aber Sehen und dann fällt mir so etwas eben auf.

5. Ich muss noch meine Hose waschen.


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Dienstag, 27. Februar 2007
Da mach ich mir ein Bild von
Mein IQ ist so hoch, das ich gleich vergessen habe wie hoch. In diesem kleinen provokanten Satz wird dann auch ein Problem uns aller erwähnt: Das Vergessen.
Vergessen ist nichts weiter als ein Abschied von Erinnerungen und wie wir alle seit dem bärtigen Barden wissen, ist Abschied ein scharfes Schwert. Was beschriebener Sangeskünstler aber nicht verriet ist die Tatsache, dass ein Schwert auch zweischneidig sein kann. Was dem einen also Wohl, kann dem anderen Weh sein, oder anders gesagt, es kommt darauf an, von welchen Erinnerungen wir uns verabschieden. Nun wäre der Mensch, dieser Defekt im Ökosystem, natürlich nicht Mensch, hätte er sich nicht ein probates Mittel gegen den Abschied von gewollten Erinnerungen erfunden. Nein, es handelt an dieser Stelle nicht von Webloginnnen, wobei es passend wäre, sondern von Bildern. Früh schon, um nicht zu sagen sehr früh, wahrscheinlich auch morgens, als das Feuer aus war, hat Uga Uga ein Stück Holzkohle genommen und mal schnell einen Eintrag an die Wand geworfen. Das hat er gut und richtig gemacht, denn wie sonst hätten wir uns unsere kollektive Vergangenheit vor Augen führen können? Der Mensch ist und bleibt in erster Linie ein Augentier, weswegen wir nachts eigentlich schlafen und Fledermäuse eben nicht. Dafür können Menschen aber schönere Bilder machen. Über alle Jahrhunderte hindurch wurden Bilder gemalt, gemacht, um zu bewahren und die bisherige Krönung im Kampf wider des Vergessens ist die Digitale Spiegelreflexkamera. Ein jeder kann Zeitzeuge, Chronist oder Bildblogger sein, wenn er will.
Wie interessierten Lesern vielleicht bekannt, bin ich dabei umzuziehen. Das bedeutet eigentlich nur, dass die Sachen, eben noch fein gestapelt im Schrank, nun im Karton liegen. Der Ort ändert sich, die Tätigkeit bleibt. Und wie es dann so ist, entdecke ich die Fotoalben und kann nicht umhin, in ihnen zu blättern. So saß ich also am Sonntag im schneeumtobten Haus, eine Tasse Kaffee, Herr Boas Musik durchwaberte die Räume und betrachtete Fotos. Ich konnte mich an alle Momente mehr oder weniger erinnern, alles war präsent, ein - zwei Namen aus dem Kindergarten waren weg, aber nur von denen, mit denen ich eh nichts zu tun hatte. Jedes Foto ein Moment in meinem Leben, flüchtig und schon vergangen in dem Moment, wo der Film belichtet wird. All diese Sekunden, gebannt, gefangen auf einem Stück Papier, das so viel mehr ist, da es Erinnerungen speichert. Ich weiß, da habe ich mich gestritten, dort habe wir gelacht und dort habe ich gelitten. Alles da, ich weiß welche Wünsche ich hatte, welche Träume, was mich beschäftigte, was ich fühlte. Und während vor dem Küchenfenster Schneeflocken ihren Tanz aufführten, es dunkel wurde und ich mir einen neuen Kaffee einschenkte, fragte ich mich, was es wohl ist, was einem beim Betrachten wenn nicht traurig, so doch nachdenklich werden lässt. Vielleicht ist es ein Stück das Wissen um den Verlust von dem, was man mal hatte und ich meine hierbei nicht die materiellen Werte. Von denen habe ich mich befreit. Ich denke die Krux an der Geschichte ist die Bebilderung des Alterns. Man sieht sich selbst heranwachsen, die Welt, einst groß, wird mit den Jahren immer kleiner und mit ihr die Illusionen und Wünsche. Alles schon gesehen, alles schon gefühlt, denn nie wird man sein erstes eigenes Auto zweimal kaufen können und je intensiver man lebt, desto schneller geht es. Insofern ist es wohl die Zeit, der man nachweint. Seinen alten Vorstellungen, Ideen und Hoffnungen, die, einer Nussschale gleich, an den Klippen der Realität zerschellen, oder in ihr davon treiben. Drum lasst uns nun an die Hände fassen und ein wenig weinen um die Zeit, deren Erinnerungen wir zwar auf einem Foto bannen, aber nicht wiederbeleben können, denn wenn auch Geschichte sich wiederholt, wie einst der gute Herr Professor sagte, so meinte er doch nicht unsere persönliche und schon gar nicht im Detail. Doch auf diese kommt es mir ja an, betrachte ich meine Bilder, meinen Film und ich möchte sie nicht vergessen.
Und weil die Morphine danach fragte, muss nun auch ein Bild her, von damals. Doch eins ist keins, so schieben ich zwei dazu und nennen es Anthology of Cabman moments 0-17-32:




Ach ja und mein IQ ist die rechnerische Differenz aus meiner Körper- und Schuhgröße + 1. Ich habe mich ja gefragt, ob man daraus eine allgemeingültige Regel machen könnte und gleich sein lassen. Ich kenne nämlich mindestens eine Person bei de Blogger, die lebt zierlich auf großem Fuß und ist dabei ziemlich klug. Somit ist die Badewannenthese hinfällig, was nun auch schon wieder klug ist: Idee erkannt, vorgebracht, durchdacht, als falsch bewertet und verworfen= Klug;
Idee erkannt, vorgebracht, durchdacht, als falsch bewertet und trotzdem durchgesetzt = Politiker.
Quod erat demonstrandum, wie immer man es interpretieren will;-)


Ansonsten bleibt für heute, mit speziellem Gruß:

Tirez le rideau; la farce est jouée!


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Mittwoch, 21. Februar 2007
Und manchmal hilft nur beten.


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Donnerstag, 15. Februar 2007
Sturmflut

Ich lese dieses und es fühlt sich nach einer Versuchung an. Ich denke darüber nach und schau dabei aus meinem Bürofenster, die Versuchung wird ein Versprechen und ich wünsche mir, das mein Haus dann sturmumtobt ist, das Meer aufgepeitscht, mit weißen Gischtkrönchen, ich wünsche mir, das der Sturm am Haus zerrt und mit Pfeifen und Jaulen jede Ritze und Spalte in alten Fenstern und Türen findet. Ich wünsche das dieser Sturm, mein Sturm, alles wegbläst, alles woran es sich nicht zu denken lohnt, Staub aus alten Tagen. Und dann, wenn die Naturgewalt sich vollends erschöpft, mich befreit hat und das Knarren im Gebälk nachlässt, will ich ans Fenster treten und den Mond begrüßen, der sich dort langsam und angestrengt durch aufbrechende Wolkendecke zwängt, Bote einer neuen Zeit. Ich will seinen Widerschein auf beruhigt glatter Meeresoberfläche sehen und mir vorstellen dürfen, dass es das nun war, dass es lange dauern wird, bis ein neuer Sturm am Horizont aufzieht, denn Reinigung ist immer ermüdend, wenn auch wohlduftend.


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Mittwoch, 14. Februar 2007
Sieben Rosen und zwei Disteln
Das Magazin ist ein recht eigenwilliges Format, hat es auch und schon immer gehabt. Diese Publikation war im Osten so sehr populär wie vergriffen, was nicht nur daran lag, dass es ihn ihr immer ne „Nackte“ gab. Nee, das kann man nicht behaupten, sondern der Inhalt war meinem Vater wichtig, mir natürlich nur das Pin Up.
Ich freue mich darüber, dass es nun so unbeschwerlich erhältlich ist und wann immer ich in Deutschland bin, kauf ich es natürlich, denn es ist, wie geschrieben, sehr handlich und informativ. Und die Nackte gibt es auch noch!
Letzte Woche habe ich die neueste Ausgabe auf dem Flughafen in HH gekauft, ohne den Inhalt zu prüfen, mach ich hier nie und bei dem Titel: “Namen=Schicksal?“, bleibt gar nichts anderes übrig, als es zu kaufen. Ganz durchgelesen habe ich es noch nicht, aber wer schon immer mal wissen wollte, wie gut er namentlich zu seinem Partner passt, der möge hier klicken. Ich habe das für das Fräulein Papaver somniferum und mich gemacht und siehe da, es werden sieben Rosen und zwei Disteln und ich sage ja, genau so!
Happy Valentines Day, Micky Mouse!



Was für ein schönes Paar! Sie sind wirklich wie füreinander geschaffen! Selbst kleine Missstimmungen bringen Sie noch näher. Ihre Interessen harmonieren miteinander und Sie haben meist Lust auf die selben Dinge. Diese ausgeglichene Beziehung sollten Sie gut pflegen!
Versprochen!


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Montag, 12. Februar 2007
Kiss me goodby
Die letzten Tage, ja Wochen, fühlte ich mich schlapp, orientierungslos und daraus resultierend regungslos. Mechanisch-automatisch spulte sich das gleiche Schema ab. Kreativität, Lebenswitz und alles andere hatten sich versteckt und ich hatte keine Kraft danach zu suchen. Wir kennen es wohl alle, das Gefühl, wenn so Unebenheiten einen aus der Kurve tragen, wenn gerade keine geistige Leitplanke da ist, dich auf der Bahn zu halten. Der Bueffel schrieb mir in einer mail: „Höre auf dein Bauchgefühl.“ Doch auch das war weg. Gedanken trieben überall hin, ziellos. Springen oder nicht war die große Frage und nachdem ich es mir wirklich nicht einfach gemacht habe, steht mein Entschluss fest. Ein business case, etwas das rechenbar ist, etwas, dessen Risiken sich minimieren lassen, so etwas kann ich relativ schnell entscheiden. Aber das hier ist kein business, das hier berührt mein Leben und genau da musste ich auch ansetzen: Mein Leben. Ich würde es mit niemand tauschen wollen, es ist meins, selbst erarbeitet und eigentlich ist es genau das, was ich immer wollte, es ist das, was ich kann. Dennoch, oder gerade deshalb, stellt sich aber die Frage, nach dem Mehr, nach etwas Anderem. Diese Frage gab es schon immer, ich kann sogar sagen, sie ist schon immer Antrieb gewesen: Meine erste Freundin hieß Maria. Ein bildhübsches Mädchen, klug, witzig und wohnte leider für einen 15jährigen viel zu weit weg. Halle an der Saale war damals so weit, dass uns niemand eine Chance gab. Aber was man will, muss man sich holen, so war es und so wird es immer sein. Niemand kommt und schenkt dir was und wenn doch, dann freu dich über dieses Geschenk, aber erwarte es nicht. Auf diesem Wege wird man nicht enttäuscht.
Maria und ich schrieben Briefe. Damals ging das noch mit der Post und jedes Mal, wenn so ein zerknittertes Ding ankam, freute ich mich diebisch, war aufgeregt und schloss mich auf dem Klo ein. Irgendwann fuhr ich sie besuchen. Gemeinsam gingen wir in einen Jugendclub, in dem ich mich nicht sehr wohlfühlte, denn meine Tasche war über und über mit Cure-Buttons gespickt, eine Band, die die dort verkehrenden Glatzen nicht mochten. Die Stimmung wurde dann auch etwas aggressiv, so dass Maria mich wegzog und wir gemeinsam zum Hufeisensee gingen. Dort lagen wir am Ufer im Gras, schauten in den sternenklaren Himmel und ich fragte sie, ob sie auch gern wissen wolle, was dahinter liegt, ob sie sich vorstellen könnte, das es ein Paralleluniversum gibt, ob sie mit mir dahin reisen würde. Sie sagte zu allem nein. Sie sagte, diese Vorstellung mache ihr Angst und weil es keine Antwort gibt, macht es sie auch verrückt. Sie wollte nicht darüber nachdenken, lieber knutschen und das haben wir dann auch gemacht. Mich beschäftigen diese Fragen aber noch bis heute. Es muss doch noch was Anderes geben und bist du bereit, danach zu forschen? Ja und immer wieder ja lautet meine Antwort, denn nur wer losgeht, kommt irgendwo an.
Im Augenblick sitze ich hier warm und trocken. Seid letzter Woche ist es hochoffiziell, die Gesamtverantwortung Europa liegt bei mir und außer mehr Arbeit und weniger Zeit, hat sich eigentlich nichts geändert. Ich bin stolz auf mich, ich habe erreicht worauf ich hingearbeitet habe und es stellt sich wie immer die Frage: Und nun? Und nun? Gab es schon, als ich in Schweden ankam, Und nun? Gab es, als die Antike und ich das Haus fertig renoviert hatten, Und nun? Gab es, als das Haus in Stockholm einigermaßen fertig war. Und nun? Wird es wohl immer geben. Und nun? Ich könnte diese Position ausfüllen, sie mit meiner Handschrift versehen und darauf hinarbeiten, dass alles alles gut wird. Was anderes bleibt auch nicht, denn viel höher geht es in dieser Firma nicht. Und nun? Und nun schaue ich auf mein kleines, persönliches Universum und versuche mir vorzustellen, was dahinter liegt. Es muss doch noch was anderes geben?
Letzte Woche wartete ich in München auf den ICE. Es war dieser Tag, der sich so richtig anfühlte. Ich fuhr zum Termin und hatte die Gewissheit, sie abends wieder zu sehen. Ein tolles Gefühl! Wie immer, wenn Zeit übrig ist, ging ich in den Zeitschrifthandel, um mir den neuesten Auswurf journalistischer Einbildung anzusehen und entdeckte dabei ein Magazin, nein, es war nicht nur ein Magazin, es war sogar Magazin des Monats. „Player“ heisst es und es fand sich darin eine Reportage über junge Männer, alle so in meinem Alter, die ihre Jobs weggeworfen hatten, um etwas ganz anderes zu tun. Da ist dieser 33jährige Bahnmanager, der auf die Schauspielschule wechselte, der Tchibo-Produktmanager, der Bankangestellte, alle mitten im Leben, alle erfolgreich und alle unzufrieden.
Ja, ich bin es auch. Nicht grundsätzlich, nicht so rigoros, aber doch ein bisschen. „Midelife crises mit 33?“ fragte ich Morphinchen und sie hatte wieder eine schlaue Antwort parat. Alles richtig, doch mir stellt sich die Frage, wo bleib ich? Mit erschrecken habe ich festgestellt, ich war vor 4 Jahren das letzte Mal im Kino. Das letzte Mal Schwimmen war ich mit Zig, auch so 5 Jahre her. „Du liest erstaunlich viele Bücher.“ sagte Frau Morphine. Stimmt, aber es ist mehr ein durchpflügen der Seiten. Früher war dies anders, heute kann ich mich nicht an Einzelheiten erinnern, so werde ich nie intellektuell.
Und dann düsten wir durch den Schnee. Gott liebt mich nicht, macht nichts, ich kann ihn auch nicht leiden. Termine bestimmen, Termine drücken und ich gebe Gas. Schnee hin, Schnee her, wir haben keine Zeit. Nie haben wir Zeit und das, wo ich so gern welche hätte. Zig hat mir vorletztes Jahr einen Schachcomputer geschenkt. Der hat 72 Level. Bis Ostern hatte ich ihn auf 53, im September auf 63 und seit dem steht er da. Keine Zeit etwas zu tun das mir gefällt. Keine Zeit, sie zu verbringen mit der Person, die mir gefällt. Das alles gefällt mir nicht, ich fühle mich unzulänglich, nicht teilhabend, ich kann nicht mal was Vernünftiges bloggen, selbst wenn du Zeit hättest, bekämst du das nicht hin, mögen spitzfindige Gesellen sagen und ich erinnere meine Maxime: Die Dinge die du willst, musst du dir holen. Wir holt man sich Zeit?

Heut habe ich gekündigt. Ich springe. Ich verlasse mein kleines Universum, um mal zu schauen, was dahinter liegt. Der eine sagt, du bist mutig, der andere sagt, du bist dumm. Ich sage: Ich bin ich, ich werde es immer sein und das alles ist auch nur der Anfang einer Reise. Wo sie hingeht? Das weiß man nie, aber man kann versuchen sich treu zu bleiben und dann bekommt man schon eine Ahnung. Am 28.02.2003 bin ich mit meinen Träumen, Wünschen und Hoffnungen in Schweden angekommen. Nun, knappe 4 Jahre später, kehre ich zurück. Nicht geschlagen, nur erfahrener, mit anderen Wünschen und Hoffnungen und es wird sowieso alles anders kommen, tut es immer.
Der letzte ausschlaggebende Grund für diese Entscheidung war natürlich sie. Sie ist die Schönste, sie hat viel zu geben und sie fordert auch, mit ihr lässt sich gut feiern und von ihr will ich so schnell nicht mehr weichen: Hamburg, die einzige Stadt.
Und nie wieder will ich in Morphines Augen schauen und die Frage, „Wann sehen wir uns wieder?“ mit einem: „Ich weiß es nicht.“ beantworten. Nie wieder! Nie wieder 2. Beziehungsliga!
Dreieinhalb Wochen to go; ich habe meine Kündigungsfrist runtergehandelt, nächste Woche noch kurz nach Irland, Sachen eintüten, dann ist es noch eine Woche bis es heißt:



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Mittwoch, 7. Februar 2007
Wurstrepublik
Früher waren wir realistisch und haben Probleme an- und besprochen, sie dadurch benannt und vielleicht auch gelöst, heute haben wir political correctness und dadurch überhaupt keine Probleme mehr und die, die wir haben, verstehen wir nicht.
Heute Morgen im Hotel in Berlin, hoch oben im Siebten Stock, mit Blick auf die Stadt, da, wo Sonnenstrahlen meine kleines Näschen umschmeichelten, und leise Klänge mich umspülten, während ich mein Spiegelei-auf-Graubrot-Salamibrötchen-Fruchtjoghurt-Obstsalat-Müsli-Birnenjoghurtdrink-Frühstück zu mir nahm, las ich: Friedrich Merz wirft hin! Gut so, will ich ihm da wohlgesonnen zu rufen, ein Land, welches seine größten Talente nicht erkennt, sie im Parteienklüngel und Positionsgeschacher zerreibt, hat solche auch nicht verdient. Wir anderen freuen uns weiter über die Kapriolen von Ulla Schmidt, die, gelinde gesagt, gefeuert werden sollte. Parteinforscher, Soziologen und andere Randgruppen, die eine Daseinsberechtigung brauchen, sind auch schnell zur Hand mit Erklärungen, warum dieses Scheitern und in dieser Form. Ich sage: Alles Schnicki Schnacki, denn der Grund ist offensichtlich, sozusagen ins Gesicht geschrieben, oder eben nicht, denn Merz fehlt der Bart! Männer, die in Geschichtsbücher wollen, müssen Bart tragen. Den Beweis liefert die Geschichte: Dschingis Khan, Ghandi, Bismarck, Einstein, Stalin, Saddam Hussein, Osama bin Laden, Hitler und eben nicht Helmut Kohl, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch sehr schön und nahezu idealtypisch der Fall Scharping: Einst abgelichtet mit Schröder und Fischer, genannt die Troika für Deutschland! Erst fiel der Bart und dann der Rest von ihm, nie haben wir wieder was von ihm gehört. Auch nicht schade, eigentlich.
Mir als ambitionierten und engagierten jungen Mann zeigen diese Zusammenhänge allerdings, dass ich, wenn ich dereinst meine Partei gründe, die auf den klangvollen Namen NZD hören wird, unbedingt darauf achten muss, mir einen Bart wachsen zu lassen. Vorher sollte ich aber heiraten, danach wird das dann wohl nix mehr, also mit der Hochzeit.
So. In Magdeburg war ich heute auch, nur um mal zu schauen, was so geschäftlich möglich wäre. Wenn man die Bundeslandgrenze passiert, kündet ein buntes Bild vom Eintreffen in Sachsen Anhalt, dem Land der Frühaufsteher! Jut, ich wunderte mich zuerst auch in Schleswig Holstein, dort kündet ein ähnliches vom Land der Horizonte, was nicht wirklich Sinn macht, denn jeder von uns hat ja nur einen, aber die Möglichkeit, diesen mit zwei Augen zu sehen, erlaubt wohl die Bildung der Mehrzahl. Glauben Sie nicht? Machen Sie mal ein Auge zu, es bleibt nur einer, wenn auch eingeschränkter, Horizont. Warum nun aber die Sachschen Anhaltiner, knapp 2,5 Millionen Einwohner, knappe 18% Arbeitslosigkeit und Strukturprobleme so früh aufstehen wollen sollten, wo sie doch eh keine Jobs haben und auch keine nennenswerten Ausflugsgebiete, das ging mir nicht in den Kopf. Ein Blick ins örtliche Einkaufscenter verrät es: Pommes und Wurst essen. Das ist gesellschaftspolitisch wichtig, da integrierend, frei nach dem Motto, wir haben zwar keine Perspektive, dafür aber berlintaugliche Wurst, schon ab 8.00 Uhr morgens! Ich habe dann auch eine bestellt; ich bin irgendwie immer hungrig. Was soll ich sagen, ich habe keine Ahnung, ob die Wurst so gut ist wie in Berlin, da müsste man wohl jemanden fragen, der mal in Berlin eine gegessen hat, vielleicht den Friedrich, aber auf jeden Fall darf man keine Späße machen mit der Wurstverkäuferin. So sagen, man nehme die Currywurst mit Senf, kommt gar nicht gut, denn hier wird mehr geleistet als nur Wurst verkauft, hier wird Sozialpolitik gemacht, oder die Tante hatte nur nen schlechten Tag. Egal, als ich mir die dicken und schlaffen Körper der perspektivlosen, frühaufstehenden Wurstesser ansah, da wusste ich, warum ich gestern im Restaurant für die Kindertafel Berlin gespendet habe: Wir wollen doch nicht wirklich, dass diese unsere Republik zu einer bartlosen Wurstrepublik ohne, wenn vielleicht auch eingeschränkten, Horizont verkommt, oder?


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Montag, 29. Januar 2007
Also ich bin netter, definitiv!


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Donnerstag, 25. Januar 2007
Poste Post
Liebe Frau Massuma,

danke für die mail, danke für dein Interesse in der kurzen, aber doch anregenden Zeit, derer ich dein Wegbegleiter sein konnte. Immer und stets habe ich mich über deine Einträge gefreut sowie über jeden deiner Kommentare hier im Cove. Wenn du wirklich glaubst, dass ich dein Logo hier rausschmeisse und dem Vergessen den Weg ebene, so hast du dich sehr in mir getäuscht. Mir sind stets alle Menschen Freund, bis sich das Gegenteil herausstellt. Ich kann mich nicht erinnern, dass es Anlass gäbe, dein Logo zu killen. Keinen einzigen! Insofern respektiere und bedauere ich deinen Entschluss, dem Geschreibsel fernzubleiben. Its up to you und so wie ich dich einschätze, wirst du dir ordentlich Gedanken darüber gemacht haben, dennoch will ich dich in Form deines Logos behalten. Ich will mich daran erinnern, an die Dinge die du schriebst und die Dinge die kommentiertest. Wer weiss, vielleicht wird es dich eines Tages hier wieder geben und dann sollst du wissen, es wartet auf dich, dein Logo und es wird immer deines sein, solange der Cove besteht!
Was bleibt nun mehr zu sagen, als dir alles erdenklich Gute zu wünschen? Mögen deine Wege dich dahin führen, wo du auch hin willst. Mögen dir Menschen begegnen, die dich so sehr lieben, respektieren und achten, wie du bereit bist, es für sie zu tun. Mögest du Wünsche und Hoffnungen haben und die Möglichkeiten erhalten, diese für dich umzusetzen!
So ziehe ich meinen Hut, sage Danke für die gemeinsame Zeit und vielleicht hören wir voneinander? In diesem Sinne, machs Gut!

James Cabman

PS Klicke auf dein Logo und sieh, wo die Reise hingeht.


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Dienstag, 9. Januar 2007
Ich schreib nur kurz
So. Ich fahr weg. Nach Spanien. Beruflich. Soll toll sein. Wer will das wissen. Lange Sätze sind doof. Muss man sich konzentrieren. Schreib nur kurz. Geht schneller. Schnell sein ist wichtig. Fahr aber nicht allein. Fahr mit schöner Frau. Sie hat grossen Busen. Blaue Augen. Ist immer modisch. Kuck mal genau. Siehste. Die ist 72 und heisst Frau vom Reeder. Ich freu mich. Sie ist tüttelig. Sie hört auch schlecht. Ich der Cityguide. Ich lass mich überraschen. Habe schon einem Tanz zugesagt. Natürlich. Sie ist eine Frau. Kann ich nicht widerstehen. Ja, Cocktail trink ich auch mit ihr. Ist ja immer noch ne Frau. Irgendwann komm ich wieder. Hoffentlich. Ach bestimmt. Hab ja noch mehr vor. In diesem Leben. Hat gerade erst angefangen. Hoffentlich gibt es schon Internet in Spanien. Das war verkehrt James. Stimmt. Hoffentlich gibt es funktionierendes Interent in Spanien. Vielleicht auch Engländer. Wäre toll. Spanien, Engländer, Internet und ne tolle Frau. Hört sich an wie Urlaub. Ich weiss nicht. Na. Wie auch immer. Ich wollte nur kurz schreiben. Ist dir geglückt James! Ich bin weg.


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