Dienstag, 4. Juli 2006
Ein Nachmittag
Die Stadt ging ihren nachmittäglichen Dingen nach. Marktgeschrei, ein Moped, das vorbei knatterte, quirliges Durcheinandergerede der Touristen, Kindergeschrei. All das kam hier oben nur gedämpft an. Das Fenster war angelehnt, ließ den Duft der Strasse rein, aber keine Blicke, denn die Jalousie war geschlossen. Die Mittagssonne fand ihren Weg trotzdem hindurch und ließ die kleine Welt des Hotelzimmers gestreift aussehen. Mit jedem Windhauch änderte sich ihre Form. Still war es immer Zimmer.
Ich lag nackt auf dem Bett. Mein Schwanz war klein und schrumpelig wie eine Rosine, die Haut schwitzig und salzig. Ich war müde.
Sie saß auf der Bettkante und war dabei sich anzuziehen. Linker Füsslie, rechter Füsslie; sie stand kurz auf und schlüpfte in ihren String. Dann bückte sie sich und sucht nach ihrem BH. Als er gefunden war dauerte es nur zwei Sekunden und alles war da wo es sein sollte. Sie richtete kurz die Brüste und drehte sich halb zu mir, um nach ihrer Bluse zu schauen. Unsere Blicke trafen sich.
„Ach James, kuck nicht so. Diese Dinge sind Entertainment. Und du weißt es auch. Du bist selber ein großer Entertainer. Deswegen passen wir so gut zusammen.“
„Ich hoffe es war nicht nur Entertainment.“
„Nein. Natürlich nicht. Mit Dir habe ich den besten Sex. Das weißt Du!“
„Ja, aber nicht den einzigen.“
„Und? Was stört Dich plötzlich daran? War es nicht das, was Du und ich suchten? Ein bisschen Kuscheln, ein bisschen Sex, keine Verpflichtungen, keine Vorwürfe und kein böses Wort? Mach daraus kein Drama James. Ich liebe Dich so wie Du bist. Von mir aus könnte es ewig so weiter gehen.“
„Das ganze Leben ist ein Drama und Du und ich sind wie zwei Sterne, die aufeinander zu rasen. Fühlst Du es nicht? Die Kollision ist nur eine Frage der Zeit. Heute mögen wir uns noch umtanzen, morgen sind wir verglüht, elendig und für immer. Das will ich aber nicht. Ich will mit Dir strahlen, wenn es sein muss auch um die Wette, aber nicht mir Dir untergehen.“
„Für solche Sätze liebe ich Dich James. Ich kenne sonst niemanden, der mir so etwas sagt.“ Mit diesen Worten kommt sie auf meine Seite des Bettes. Sie beugt sich zu mir, küsst mich auf die Stirn und streicht mir das Haar aus dem Gesicht.
„Weißt Du James, ich habe Dich immer dafür bewundert, dass Du mich so akzeptiert hast wie ich bin. Ändere das bitte nicht, denn ich will mich nicht ändern. Ich bin zu frieden mit dem, wie es ist. Es gibt andere, aber keiner ist mir so nah wie Du. Das sollst Du wissen.“
„Vielleicht werde ich alt. Vielleicht ist es nur die Hitze. Vielleicht sehne ich mich nach ein bisschen Liebe.“
„Aber ich liebe dich doch! Ich liebe dich auf meine Art.“
„Diese Art kann ich aber nicht länger ertragen. Ich will nicht mehr. Nein, ich will mehr! Ich will mehr von Dir, als nur Deinen Körper. Will alles was Du zu bieten hast, Dein Lachen, Deinen Geist, ich will Deinen Kopf, Deinen Charme! Ich will mit Dir Zeit verbringen, die Welt entdecken. Ich will mit Dir abends einschlafen und morgens aufwachen auch ohne Sex. Ich will Dich ganz, nicht besitzen, aber mit Dir eins sein, der Einzige sein. Lass es uns versuchen. Bitte.“
„James Du willst mehr als ich zu geben bereit bin. Ich fühle mich im Augenblick nicht danach. Lass uns weiter machen wie bisher und vielleicht wird es was, irgendwann.“
„Irgendwann werden wir tot sein. Irgendwann wird es diese Welt nicht mehr geben. Irgendwann ist für Zauderer gemacht, Leute die sich nicht entscheiden können. Leute die auf morgen warten, weil sie vor dem Heute Angst haben. Ich habe keine Angst, vor gar nichts und ich bin bereit, es heute mit Dir zu wagen, wenn Du nur willst.“
„Ach James. Du machst die Sache so kompliziert. Warum reicht es Dir nicht einfach einen Abend mit mir zu verbringen, ein bisschen Sex und ein Frühstück, auf das es nächste Woche genauso ist? Wo kommt es plötzlich her?“
„Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß aber, dass Du mir fehlst, wenn Du nicht in meiner Nähe bist. Ich weiß, dass ich heulen könnte, wenn ich daran denke, dass Du gleich aus diesem Zimmer gehst und nur noch der Hauch deines Parfüms bei mir bleibt. Ist es das, was die Leute Liebe nennen?“
„Vielleicht, ich weiß es nicht. Komm her mein trauriger James“
Sie legt sich zu mir ins Bett. Ich nehme sie in den Arm und streichle ihr den Rücken. Sie drängelt sich an mich und wir küssen uns. Die Küsse werden heftiger, String und BH verlassen uns wieder, sie soll nicht gehen, unendlich langsam lieben wir uns.
„Ich muss los.“ Sie hat das heute schon mal gesagt und sie hatte sich heute auch schon mal angezogen. Nun stand sie in ihren schicken Sachen vor mir. Ich trug nur ein Badehandtuch um die Hüften.
„Ich weiß. Versprichst du mir über uns nachzudenken?“
„James, Du bist wunderbar und ich will dich nicht belügen. Wenn dir das hier im Moment nicht reicht, bin ich nicht die Richtige für dich. Kannst du dich nicht gedulden, nur ein bisschen?“
„Kannst Du mir nicht sagen für wie lange?“
„Alles hat mal ein Ende.“
„Das glaube ich nicht, denn es gibt noch die Ewigkeit, sie hat sich nur verkrochen. Wenn du mir die Chance gibst, werde ich sie dir zeigen.“
„Das glaube ich dir sogar. Aber im Augenblick bin ich noch nicht für sie bereit.“
Sie schmunzelt mich an, gibt mir einen Kuss und geht.


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