Montag, 10. Juli 2006
Alles für die Katz oder Cabman liesst sich selbst

Früher da konnte ich, ACH Quatsch. Ich bin ja gerade erst gelb hinter den Ohren geworden, wie könnte ich da von früher schreiben. Außerdem ist der Anfang verkehrt.
Also. Der Bleistift ist gespitzt, der Kolbenfüller betankt, alle Papierchen durchgesehen, gelocht und abgeheftet. Das Köfferchen ist gepackt und nun kann es gleich losgehen, also morgen. Die Termine stehen, die Zielsetzungen auch und mir die Haare zu Berge, wenn ich an den einen denke.
Nicht früher, aber vor geraumer Zeit, konnte ich nur eine Telefonnummer auswendig. Das war die von meinem Kumpel in HH und immer wenn ich ihn anrief, wusste die Antike dass, weil ich mir keinen abkrampfen musste, mit dem Nummerspeicher.
Dann sind wir nach Schweden und hier kann ich keine einzige Nummer. Dachte ich zumindest. Denn als ich mir eben ein Taxi bestellte, zu morgen früh 5.30 Uhr sehr prickelnde Zeit und da soll mir hier noch einer erzählen, dass man da keine Depressionen bekommt, na jedenfalls da, stellte ich fest, dass ich die Nummer des Taxiunternehmens auswendig weiß. Ich halte das für eine schlimme Indikation maßlosen Taxifahrens und eine sehr schöne Rechtfertigung den Namen Cabman zu tragen.

PS Wenn der geneigte Leser mal bitte dort zum Fenster rausschauen möchte. Dann sieht er, dass es hier um 00.23 Uhr und ich wiederhole das gerne, ja 00.23 Uhr(!) so hell ist, wie es anderen Orts nicht mal tagsüber wird. Wie soll Cabman da schlafen können? Und dabei ist es doch so wichtig, das Schlafen.

PPS Italien also. Na wenigstens einer meiner Kandidaten. Sehr schön.


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Freitag, 7. Juli 2006
Mein Tattoo wartet in Nürnberg
Ich bin müde. Kein Wunder, denn im Augenblick läuft mein Leben Fastforward. Letzte Woche war anstrengend, sehr sogar. Sieben Städte an fünf Tagen mit drei wichtigen shoot outs. Das geht schon mal an die Substanz. In Amsterdam haben wir verloren.
`Wir haben nicht verloren`, sagt der Junior, `wir haben nur nicht bekommen, was wir wollten.`
`Und wo ist der Unterschied?` frage ich. Eigentlich gibt es keinen, oder?
Wie auch immer. In Paris und Bordeaux haben wir gewonnen. Es gab eine lange Schiesserei, aber James Revolvermann Cabman blieb standhaft und war gut vorbereitet. Freitag bin ich dann mitten in der Nacht nach Hause gekommen, eigentlich war es Samstag, der Flieger hatte Verspätung. Waschen, Bügeln, am Sonntag noch schnell ins Büro und am Abend dann mit dem letzten Flieger nach Köln. Ich war bereits platt, bevor die Woche begann.

Das SPIEL sah ich in Nürnberg. Dort kenne ich eigentlich niemand, aber ich weiß jemand, die hatte aber keine Zeit und mein Außendienst hatte auch irgendwie kein Interesse, also bin ich allein nach Down Town Nürnberg, das Spiel zu schauen, die Stimmung zu genießen. Die Jemand hatte aber noch gemeint, dass man rechtzeitig auf der Meile sein müsse, weil ich das aber nicht sein konnte, wegen langer Termine und somit später Ankunft, ging ich zum Hauptmarkt, sozusagen ins Herz Nürnbergs. Aus Zeit- und Platzgründen werde ich mir hier die Geschichte von den zwei englischen Schwulen sparen, die hinter mir standen und sich über mich unterhielten: Der ist garantiert Schwul. Wie kann man soviel Bier trinken und dabei so gut aussehen? Er ist wirklich süß. Sprich Du ihn an. Bla bla bla. Ich habe die Zwei später aufgeklärt, dass ich sie 1.) gut verstand und 2.) so etwas von nicht Schwul bin, dass man dafür erst noch einen Begriff erfinden müsse. Da fanden die mich noch süßer und meinten ich wäre sehr wohl schwul, nur wisse ich es nicht und wenn ich wollte könne ich das ja mal ausprobieren. Was macht man da? Richtig, ein Bier ausgeben, eine bisschen fachsimpeln und sich langsam verkrümeln.

Dann kam der schlimme Moment und ich war wirklich traurig, denn es war so….naja, war es halt.
Ich habe aber trotzdem mit den Italienern gefeiert, denn die waren richtig gut drauf und das Tucher schmeckte auch irgendwann und außerdem gab es eine Samba-Trommel-Kapelle. Plötzlich war Karneval in Nürnberg mit all den Trommeln und Rasseln und alle, alle tanzten ausgelassen und happy. Ich traf da ein Mädchen, dieses hieß Sabrina, und wir beide tanzten Samba, was wir gar nicht konnten, das dafür aber sehr gut. Es war ein Mordsspaß und wir zwei haben reichlich gelacht, aber der Kater war nicht aufgelegt, nicht in Stimmung, dass kommt ab und an vor. Nichts worüber man sich sorgen müsste.
So gegen Eins oder Zwei kam ein Herr Polizist und bat den Obertrommler die ganze Chose nun einzustellen. Siehste, denke ich mir, Nürnberg ist nicht Hamburg, der Hauptmarkt nicht die Reeperbahn und irgendwie ist es ja auch mitten in der Woche. Hätten wir gewonnen, hätte sich aber bestimmt keiner beschwert. Sabrina ist mir dann abhanden gekommen, doch der Bierwagen war noch da und ich dachte mir, ich könne ja noch eins auf den Weg zum Hotel mitnehmen. Also hin da, zum Tucherstand und wen traf ich da? Marco (siehe Bild). Den kannte ich bis dahin gar nicht, aber er quatschte mich voll, sehr sympathisch, und wir reden so dies und das und er bezahlt mein Bier und dann gehen wir über den Hauptmarkt und treffen ne Art sit in.

Das waren Marcos Freunde. Ein Christoph, der mir nackten Oberkörper auf dem Boden lag, einfach so, die Jessie, die eigentlich Jessica hieß, den Kutscher, dessen richtigen Namen ich nicht weiß, eine form- und namensloser Gestalt, die so unreal wirkte und noch mal so einer. Illustre Truppe, bis auf Marco und Jessie reichlich stoned aber furchtbar lieb. Die kannten sich alle schon über zwanzig Jahre und ich wurde herzlich aufgenommen. Marco und ich beschlossen, dass wir noch in einen Club mussten, denn die Nacht war noch viel zu jung. Jessie wusste einen, meinte sie, wir anderen folgten ihr und fanden uns in so einer komischen Kneipe wieder. Den Namen kenne ich nicht, aber die Strasse, Webersplatz. Habe ich mir gemerkt, weil der Wirt und Inhaber und der Cabman Kumpels wurden. Dabei habe ich ihm bloß zugehört, all seine Geschichten und so kam es auch, dass Dimi, so hieß der gute und bester Freund von Jessie, mir morgens um Drei im fahlen Licht der Straßenlaterne seinen narbenübersäten Oberkörper zeigte. Schlägereien, Operationen, Magendurchbruch: „James, Du kannst es Dir nicht vorstellen, aber sterben wollte ich. Diese Schmerzen.“ Sagte er, nimmt mich in den Arm, küsst mich auf die Stirn und sagt zu Jessie, dass sie da einen ganz feinen Freund hätte. Jessie grinste mich an.

Da saß ich nun mit dem 55 jährigen Dimi, seiner Frau und eine Gruppe jung gebliebener Vierzigjähriger, die kifften und tranken, vor einer Kneipe, die ein Club sein sollte, ohne Musik und fühlte mich total wohl. Kein Gedanke ans nach Hause gehen. Überhaupt nicht.
Wir reden über alles und nichts, ich erfahre das Marco eine Sportschuhgeschäft hat und eine Frau, die aber zu Hause ist. Sie mag kein Fußball. Dann quatsche ich mit Jessie, die ich richtig gut fand. Nicht so. Mehr so. Sie hatte ein kleines Schwarzes an und trug eine Kniesschiene (Skiunfall im März), sie hatte Tätowierungen und reichlich Piercings. Sie war eindeutig Chef der Gruppe. Ich mag sie, sie mag mich, wie gesagt, nicht so, sondern so. Sie ist 39 und mit Christoph zusammen. Sie hat eine eigenen Club und ein Tätowier- und Piercingstudio.
„Wenn Du das nächste mal hier unten bist, schläfst de bei uns. Und wenn du willst machen wir dir auch ein schönes Tattoo und dann kommst de so, dass wir in meinen Club feiern können.“
„Klar. Versprochen. Ich hätte gern Robert Smith in der Haltung wie auf dem Poster zu Boys don´t Cry. Hier auf die Schulter, aber nicht zu groß. Kriegste das hin?“
„Was soll das denn fürne Frage sein? Na Klar.“
So quatschen wir, die ganze Zeit. Die Joints kreisen, Handynummern werden getauscht, die Crew trinkt Schnaps, ich nicht. Ich steige von Pils auf so ein komisches Hefe um. Eigentlich wollte ich Paulaner. Gab’s nicht und mein Kumpel Dimi wird leicht ungehalten. Das ist ja gar kein Hefe meint er und dann bekomme ich eins das Luntmann? Lunzmann? Lunchmann? irgendwie so heißt, lokale Brauerei und es schmeckte nicht mal schlecht. Gegen Fünf musste ich nach Hause. Ich hatte ja um Neun noch einen Termin. Den habe ich locker absolviert, auch gewonnen.
Beim Frühstück davor im Hotel fragte mich die Außendienstlerin, wie es denn so war. Ich erzählte es ihr. Nicht ausführlich, aber ehrlich.
„Und so etwas magst Du? Mit komischen Gestalten durch die Nacht ziehen?“
„Sind doch nur Ausflüge in ein anderes Sein. Was lässt dich mehr wissen dass du lebst, als es in allen Varianten zu testen? Die Nachtgestalten sind oft die ehrlichsten, da gibt es keine Show, just life.“
„Vielleicht, aber es kann ja auch gefährlich sein. Was, wenn du an welche gerätst, die dir Böses wollen?“
„Soll ich davor Angst haben? Auch jeder Flug ist ein potentieller Tod. Ich fliege trotzdem, über so etwas mach ich mir nicht wirklich Gedanken. Wie gesagt, ich mag die Abwechslung, man muss auch mal die Spur wechseln, dann sieht und man mehr, kann bremsen oder Gasgeben, je nach dem. Neben Zahlen, Umsätze und unser täglich Einerlei gibt es auch andere Menschen, andere Lebenswege, teilweise ganz andere Welten und diese interessieren mich. Verstehst du das?“ Da kuckt sie mich nur an, sie versteht nichts. Sie beginnt mir von ihrem geplanten Urlaub zu erzählen. Italien, nächste Woche, mal schön ausspannen und nichts tun. Jedem das seine denke ich mir, schmunzle sie an und frage nach Dingen, die mich nicht interessieren. Sie freut sich, dass ich ihr zuhöre.
Und dann gingen wir wie gesagt zum shoot out, gewannen und ich fuhr mit der Bahn nach Köln. Und dort gewannen wir auch und gestern in Dortmund auch. Und nächste Woche in Österreich, werde ich auch gewinnen, denn James Revolvermann Cabman geht immer vorbereitet zur Schiesserei, deswegen hat er auch so wenig Zeit.
Vielleicht treffe ich in Wien wieder interessante Leute im Saloon, oder davor, nein, eigentlich bin ich mir sicher, dass ich eine interessante Person treffen werde. Zwischen all dem Geballer muss man auch am stinkigen Leben riechen, sonst vergisst man womöglich noch, dass sich die Gosse nur Zehn Zentimeter unter unseren Füssen befindet.

Nachtrag:
Heute Abend spielen die Herren Depeche Mode in Stockholm. Ich hatte auch zwei Karten, gar keine schlechten, die ich schon im März gekauft habe. Sie sollten ein Geschenk für die Antike werden, weil sie die doch auch so mag. Nun geht sie da mit ihrem Neuen hin, denn ich habe sie ihr überlassen, aber der Neue muss mir meine bezahlen, ich bin ja nicht der ASB, nicht? Ob das wehtut? Am Anfang schon, ein komisches Gefühl, tiefe Aversion und Abneigung, doch dann dachte ich mir, es macht doch mehr Sinn, wenn die Zwei ein bisschen Spaß haben, als dass ich die Karten verfallen lasse, oder? Darum geht es doch, Leben und Leben lassen, großzügig sein, ist doch Privat, keine Schiesserei, dann bekommst du irgendwann alles zurück, it’s just a question of time, um es mit Dave enden zu lassen.


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Mittwoch, 28. Juni 2006
Die Stöcke fliegen, wenn sie das tief tun gibt es schönes Wetter:
Welche 5 Städte/Orte möchtest Du in Deinem Leben auf jeden Fall noch sehen?

+ Wladiwostock
+ Pforzheim
+ Havanna City
+ Favela in Nova Friburgo
+ Chichén-Itzá

Welche technische Entwicklung willst Du in Deinem Leben unbedingt noch erleben?

Handys die auch in der Bahn funktionieren und Internet im Flieger und WLAN in jedem Hotel.

Welche technische Entwicklung bisher stellt für Dich die Allerwichtigste dar?

Bewegliche Lettern

Wenn Du eine historische Person sein könntest, welche wäre das wohl?

Bin ich schon und bin zum Glück auch genau so geworden, wie ich mich selber gebaut hätte. Reden wir von wichtigen Leuten, dann wäre das wohl Lawrence von Arabien.

Wie definierst Du die “absolute” Liebe?

Ist gemeint diese Gefühl, dass das Herz jubiliert, wenn man den anderen endlich wieder sieht; wenn man sich danach sehnt in dessen Nähe zu sein, ihn spüren zu wollen, ihn schmecken zu wollen, mit ihm zu lachen, am Strand stehen und gleichzeitig bemerken, dass der Sand noch ganz warm ist; sich unterordnen zu können, um dem anderen einen Gefallen zu tun; spendabel zu sein in allen Dingen, die einem selber wichtig sind; ihn auf Händen zu tragen und immer zu verteidigen; den Mut haben, ihn auch auf Negatives hinzuweisen und dabei nicht verletzend sein; ihn liebkosen zu wollen, wild mit allem Schnickschnack oder nur ganz schlicht, Haut an Haut; vergeben können, auch wenn es schmerzt; zuhören können und ausreden dürfen? Wenn all das gemeint ist, mit Liebe, dann ist sie wohl absolut, wenn all das Beschriebene in jeder Lage und auf Dauer gilt. Oder so. Glaube ich.


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Montag, 26. Juni 2006
Eine Nacht in Hamburg
Ich habe ja in Hamburg einen Freund. Also ich kenne auch ein paar Leute, aber nur einer wird dem starken Wort Freund gerecht. Der eine oder andere wird sich vielleicht erinnern, dass ist der Knabe mit der ungepflegten Terrasse. Mit diesem eben einen wollte ich mir ja nun das Spiel anschauen. Aber was macht der Schnupfen am AchtelfinalspielSAMSTAG-mit-tollem-Wetter? Genau, arbeiten. Da habe ich mich sehr gefreut, nehme es ihm aber nicht krumm, denn auch ich bin ja auch Stiefelknecht des Kapitals und weiß, es gibt Jobs, die muss man einfach machen, auch wenn es weh tut. Doof wars aber schon.
Also bin ick allein hin, zum Heiligengeistfeld, so gegen 3e, denk mir das Spiel fängt erst um fünf an, da haste locker Zeit. Doch ich sollte eines besseren belehrt werden, als der Herr Bahnführer davon kündete das die Station St. Pauli wegen Überfüllung geschlossen ist und das Public View Plätzchen auch, weil die 70.000, die es braucht um es zu füllen, waren schon alle da. Und was nun? Richtig. Trotzdem hinfahren, ich war ja allein und Katerchen Cabman James kommt ja irgendwie immer durch.
Am Ziel aller Wünsche angekommen, war wirklich die Hölle los, doch ich fand eine Stelle, wo man über den Zaun mitkucken konnte, nicht ganz bequem, aber kostenfrei, mit Bierlieferung frei Platz und mit mir standen da so rund 500?, 1000?, 1500? Ich habe keine Ahnung, ne Menge Leute jedenfalls. Vorwiegend ganz junge und wilde, der komplette HSV Gesangsverein und es war eine fantastische Stimmung schon vor dem Spiel.
Als es dann begann wurde gesungen, gegrölt und gefeiert. Plötzlich sprach mich ein junger Mann an. Er stand direkt hinter mir, trug ein rosafarbenes T-Shirt und dazu eine grüne Hose. Der Kater in mir war gewarnt, denn viel zu oft schon bin ich von Schwulen angemacht wurden. Kein Ahnung wieso, aber es passiert mir immer mal wieder. Nicht das hier der falsche Eindruck entsteht, ich habe nichts gegen Schwule, ganz im Gegenteil, aber ich mag mich nicht Erklären müssen. Also, der vorsichtige James versuchte sich in kurzer Konversation, und auch ja nicht vergessend, schnell nach 2 min die Antike zu erwähnen. Das funktionierte gut, die Konversation ging weiter und siehe da, der Kamerad da hieß Florian, 31 Jahre alt und Student der BWL und arbeitet nebenbei bei der Lufthansa. Da hatte er schon mal 2 Pluspunkte. Wir kommen so ins Reden, reden dies und reden das, diskutieren über Kosteneinsparungspotentiale durch effizientere Logistikplanung, als ein andere junger Mann uns ansprach, dass wir so etwas nicht hier bereden sollten. Wir frotzeln hier, wir frotzeln da und sowohl Florian, der James als auch der andere Kerl waren Meister darin und wir uns auf einmal sehr sympathisch. Der Frotzler hieß Martin, war mit zwei Freunden da, der Maleen und dem Hendrik, beide ein Paar und äußerst nett. Wir schauten das Spiel zu Ende, gemeinsam, tranken Bier und beschlossen noch auf dem Kiez weiter zu feiern.
Dort war die Hölle los und die Freude tanzte diese Nacht Schwarz-Rot-Gold gewandet, wie wahrscheinlich überall in der Republik. Die Reeperbahn war gesperrt und Menschen die sich gar nicht kannten lagen sich in den Armen und über allem lachte und wachte das freundliche Auge des Gesetzes. Ich war sehr beeindruckt.
Wir kauften Bier bei einem fliegenden Händler und setzten uns auf den Bürgersteig, die Stimmung zu erleben. Diese war prächtig und ausgelassen. Irgendwann war das aber viel zu langweilig und wir zogen zum Hans-Albers-Platz. Dort fanden wir einen leeren Tisch in einem kleinen, feinen Lokal, dessen Name ich nicht parat habe und eben dort trafen wir auch auf zwei Mädels namens Joy und Nina. Die Nina fand ich gleich obersympathisch, sie erinnerte mich an ein Mädel, dass ich mal aus der S-Bahn kannte, das auch Nina hieß und ich dachte wirklich, dass sie diese Nina wäre. Wir auch immer, diese Nina hier war noch viel besser, war sie doch Halbengländerin und hatte ein zuckersüßes Lächeln. Klug war sie auch, witzig sowieso und von einem sehr bestechenden Charme. Plötzlich waren wir also zu Siebt und es wurde noch heftiger, weil nämlich auch ein kleines Häuflein trauriger Schweden eintraf. Ich quatschte die ein bisschen voll: Det är ju verkligen sund att ni förlorade i kväll, men nu är det så och jag skulle vilja verkligen hemsk gärna bjud er på en öl.“. Das fanden die total super. Ich schmiss die Runde, was die Schweden sehr freute und plötzlich waren wir ein riesige Gruppe. Es stellt sich raus, dass die Schweden allesamt in Hamburg bei Airbus arbeiteten, sogar auf dem Kiez wohnten und uns den Sieg gönnten. Ein Mädel von denen hieß Lena, kam aus Jävle und da, meine lieben Leser, will niemand tot überm Zaun hängen. Lena war ne ganz putzige, fand das alles total toll und schön und unglaublich und ich fand das auch. Dann sagte sie noch, dass sie aber schon traurig sei, weil sie verloren haben und ich schenkte ihr als Entschädigung die olle Sonnenbrille, die auf dem Bild zu sehen ist. Wo ich die her hatte weiß ich auch nicht, ich hatte sie einfach und manche Dinge fragt besser man nicht nach.
Es wurde ein ganz ausgelassenes Gelage, und irgendwann so gegen zwei, verabschiedeten sich Lena und Joy. Martin und icke sind dann tanzen gegangen, denn die Lokalität hatte eine kleine Bühne und auf der standen zwei englische Gitarristen und verzauberten alle mit Lifeinterpretationen von Nirvana und Bob Marley. Und die konnten das richtig gut, das Spielen und Singen.
Irgendwann, so gegen 3e war ich allein. Bei all dem Tanzen und so hatte ich gar nicht mitbekommen, dass die anderen schon gegangen waren. Machte mir aber nichts, denn es war noch viel zu früh, um nach Hause zu gehen.

Ich war noch nicht satt. Ich wollte noch mehr, wollte sie leben die Nacht, wollte dabei sein und sehen und hören und singen, einen Tauchgang ins Leben wagen. Kater Cabman mag Nächte sowieso, aber diese hier war besonders. Also zog ich weiter mit den Gestrandeten und denen, die immer da waren und denen, die ungläubig dem Spektakel zuschauten. Ich ließ mich treiben, hatte kein Ziel, schwappte einfach mit in der Partysuppe, folgte einer Gruppe von Menschen, die mich aufnahm, als wären wir alte Kumpel, aber nur, um mich sich bei nächster Gelegenheit aus den Augen zu verlieren. Und dann, zwischen all den Betrunkenen und Kaputten stand ein Mädchen.
Sie hatte die grössten Augen, die ich je sah und einen Blick dazu, der so furchtbar traurig wirkte; ich musste sie ansprechen. Irgendwann einmal, wenn die Welle des Vergessen die Erinnerungen an das traurige Mädchen Natalie vielleicht nicht gerade weggespült, aber geschliffen hat, wenn die Ecken und die Spitzen, die Kanten und die Schärfe bei ihrer Berührung nicht mehr wehtun, nicht mehr verletzen können, dann werde ich sie erzählen, hier wahrscheinlich, die Geschichte von Natalie. Werde niederschreiben, wie sie sich an mich klammerte für die Dauer von zwei Stunden, um nicht unterzugehen in der Brühe ihrer Existenz. Nur zwei Stunden, die für manche von uns eine Ewigkeit sein können; werde berichten von diesem traurigen Geschöpf, 23 Jahre alt, dass in St. Georg groß geworden ist und so Pleite und so verdammt hübsch war; werde beschreiben, wie sie bei einem schlecht schmeckenden Kaffee nur einmal ganz kurz schmunzelte und mich das so freute und das ich ihr 50 Euro schenkte, denn wie mit der Liebe, dem Respekt, dem Vertrauen, dem Großmut, der Freundlichkeit, einfach allem, muss man spendabel sein. Man muss es erst selber weggeben können, um es dann in viel größerem Umfang wiederzubekommen. 50 Euro, sind nichts im Vergleich zu der Freude, die kurz in ihren Augen aufflackerte. Ich verließ sie dann, aber nicht ohne eine Umarmung von ihr zu bekommen. Kein Sex, kein Kuss. Eine einfache Umarmung, die so intim und innig war, die nicht enden wollte, als würden diese beiden Seelen sich ewig kennen und wenn ich ehrlich bin, dann fühlte es sich auch so an. Und deswegen werde ich es nicht weiter beschreiben, das traurige Mädchen Natalie und unser Gespräch. Noch nicht.
Ich driftete irgendwie durch den kümmerlichen Rest der Nacht, die schon Tag sein wollte. Die Deutschlandrufe wurden weniger und verstummten dann ganz, die Müllleute begannen mit ihrem Tagwerk und ich fand mich am U-Bahnhof Sternschanze wieder. Ich musste warten auf die Bahn, denn ich war zu früh oder zu spät. Es ist müßig über so etwas nachzudenken. Es ist halt manchmal so, da hat man Orientierungsschwierigkeiten, da weiß man nicht, ist man zu früh oder zu spät? Meistens steht man dann eh mittendrin, in den Prüfungen, der Liebe oder dem Leben. Ich fühle mich jedenfalls meist mittendrin und wie immer, entscheide ich mich weiterzugehen, denn das ist allemal besser, als stehend umgeschubst zu werden, von was auch immer.
Ich wurde dann sehr unsanft geweckt, denn ich war eingeschlafen. Mit der einen Hälfte meines Körpers war ich noch in einer anderen Welt, als ich in das Gesicht eines grinsenden Afrikaners sah. Er war der Putzmann und er hatte soviel weiße Zähne im Mund, dass ich ganz erschrocken war.
„Listen man, the train is coming.“ Sagte er freundlich. Ich war perplex und auch völlig überfahren, dass ich reflexartig antwortete:
„Yeah, thanks brother.“ Da kuckt er komisch und mir wird bewusst, dass er das auch anders aufnehmen könnte, ich setze schnell ein schiefes Grinsen auf und sehe mit Erleichterung, dass auch der Putzmann zu einem Grinsen ansetzt. Er hebt die Hand zu einem high-five, ich klatsche ihn ab und spring in die Bahn, die mich aus dieser Nacht bringt.

Nachtrag: Heute wartete ich 2 Stunden in Amsterdam auf meinen JKAM. Zwei Stunden, die eine Ewigkeit sein können; ich musste an Natalie denken.
Danach saß ich 2,5 Stunden in einer Vertragsverhandlung, die so zäh und nichts war, dass ich sie abbrach. Auch hier musste ich an Natalie denken. Schon komisch, wie Menschen sich beeinflussen…fast ein bisschen umheimlich.


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Donnerstag, 22. Juni 2006
Feine Musik
Man hat mich zwar nicht angesprochen, doch ich werde sie in beigefügter Liste veröffentlichen, alle meine Knaller.




Also, Füsse hoch, die Nadel auflegen und geniessen:
cabmans-top-music (pdf, 791 KB)


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Urster Kokolores
3:0 also. Gut, ich sage nichts, reibe schmunzelnd mein Kinn und notier ins Heftlein, Ich weiss es! Den Rest hat schon der Neue gesagt.

Heute fühle ick mir blümerant. Das mag am Wetter liegen, denn die dicke Freundin der Hitze ist aufgetaucht, wie sie es immer tut, ganz unverhofft und ungewollt, stand sie vor der Tür, die Schwüle.
„Mahlzeit.“ Sagt se.
„Tach“, sag ich und „auf Dich ham wa hier gerade noch gewartet.“
„Gell. Soll ich dich drücken?“
„Ist das nicht Dein namengebendes Programm Du Drückende Schwüle?“
„Ganz recht, ich bin die cremig leichte Gewitterschwere, ich komme, vom Regen Dir zu künden.“
„Und, wann kommt der?“
„Später. Und der kommt nicht, der fällt und nun lass Dich erstmal drücken."
Aus Drücken wird Quetschen und salzige Säfte fließen, Kopfdruck steigt und Gedanken ziehen sich zäh wie Kaugummi, werden länger, länger und dünner, immer dünner, reißen ab und fallen mit eingekringelten Enden auf den Boden. Man schaut es sich an, denkt, dass is es nun, das Ende aller Gedanken, fühlt nach und dabei nichts und es bleibt ein Nichts.
Dong, Dong hallt es metallisch in der Leere des Kopfes, als fröhlich hüpfend eine Frage anklopft.
„….mkkskamwqm mitkommen? Umsatz anpassen?
„Klar.“
„Abgemacht, dann machen wir es so.“
„Was?“
„Oh James! Bisschen mehr Konzentration!“
Würde ich gern, bin aber furchtbar müde. Das liegt daran, dass ich so schlecht schlafe. Die Nächte weigern sich dunkel zu werden. Es hat ja hier im “VEB Blogg Kombinat Schreibs AUF!“ keiner mitbekommen, aber gestern war Sommersonnenwende. Da möchte ich auch gern die Gelegenheit nutzen, den streng gescheitelten Idioten der arischen Bruderschaft zu zurufen: Ihr dreckigen Aschlochpernnerwichserdoofsäcke dies ist auch nur ein Fest, dass ihr vergewaltigt! Möget ihr alle in Flammen geraten, beim mystisch verbrämtem pseudokulturellen Fackelhalten. Und bleibt am Besten da wo ihr wohnt. So. dat war dit.
Ich habe ja eine Hose. Das ist schon mal ein schöner Ansatz, denn diese ist sehr kleidsam und schützt vor Aufläufen jeder Art, auch den von Nudeln. Diese Hose ist eigentlich eine Niethose, oder wir es im Slang heißt: Jeans. Ich liebe sie heiß und innig obwohl sie schon so alt und so dünn ist, dass man fast durch sie hindurch sehen kann und Angst haben muss, dass sie zu Staub zerfällt. Daher trage ich sie nur zu besonderen Anlässen, oder wenn es heiß ist. Gestern war es heiß und wir zum Lunch im Restaurant IKKI TAKKI und da aß ich ein Yaki Tori. Ich heiße nämlich nicht James Golum und so roher Fisch ist mein Ding nicht, aber alle meine Kollegen stehen drauf. Auf jeden Fall ist eingetreten, was nicht eintreten sollte, die Hose riss am Steiß, direkt unter der Tasche, was für und am Arsch ist. War so schlimm aber nicht, weil der Kontrast des grünen Schlüppers dem Ganzen jugendliche Frische verlieh. Da muss man trotz Lachens der originalblonden, schwedischen Japanerin einfach nur lässig bleiben.
Lässig bin auch gegenüber den Nervköppen hier, die mich alle volldröhnen wegen Fußball.
„Wenn Deutschland gewinnt brauchst Du hier gar nicht mehr auftauchen.“ Sagen se.
„Erstens, liebe schmalbrüstige Freunde, tauche ich auf wo es mir passt, denn ich bin wild und männlich. Zweitens könnt ihr gar nicht gewinnen, denn halbe Sachen machen ist euer Stigma und Drittens bin ich die nächsten drei Wochen eh nicht im Büro. Aber ihr habt ja meine Handynummer. Ich schicke euch auch allen ein Bild von der deutschen Siegesfeier in HH.“


Morgen ist nämlich Feiertag. Da habe ich frei und glücklicherweise auch ein Flugticket nach HH. Hier feiern se midsommarafton, der zweitwichtigste Event nach Weihnachten. Da gibt es viel Hering und noch mehr Schnaps, vielleicht noch eine Erdbeere, aber meistens Schnaps. Außerdem muss man um einen Baum oder so was tanzen und am Samstag dann mit dickem Kopf irgendwo am Ufer eines Sees aufwachen. Das spar ich mir und fliege nach beste Stadt wo gibt, weil ich da einen Friseurtermin habe und unserer Banker für Deutschland, ein Kater wie ich einer bin, mich auf diese Idee gebracht hat. Außerdem war er so nett mir einen Deutschlandschal zu schicken, weil ich alle vollnöle, wie traurig das ist, dass ich keine Tickets bekam. Da hat er mir, mit einem putzigen Anschreiben, ein Aufbaugeschenk gemacht. Das trägt jetzt der Fan-Bär, der gestern in meiner Abwesenheit von den lieben Kollegen entweiht wurde. Ein Grund mehr zu rufen: Deutschland go, get the cup!

Einer sehr charmanten, gutaussehenden jungen Frau hatte ich ja angeboten, mit mir die Stadt zu rocken. Wollte se nicht, aus respektablen Gründen und ich freu mir auf die andere Variante eines Rockens.

Dann möchte ich gerne noch einen Trend kreieren. Ich rufe hiermit auf, Qualitätsworte wieder des Vergessens in Erinnerung zu bringen. Den Anfang machten wir gestern Abend schon hier und mit diesem kleinen Freund geht es weiter:
So nun komm mal raus da…..na komm. Trau Dich, keiner wird Dich beißen. Na los. Toll, ja, noch ein kleines Stück. Siehste, war doch gar nicht schwer.
Also, liebe Freunde, dieses hagere Kerlchen hier heißt „urst“. Einst war er einer der ganz Grossen, sein Name war in aller Munde. Gern erinnere ich so schwungvolle Sätze wie: Das ist ne urste Mauerfall. oder Ich finde Dich total urst. Urst war schön.
Dieser „urst“, Künder von Freude und Positivismus, wurde aber Opfer der Zeit und überlebt. Die Neuen “cool“ und “geil“ tauchten auf und “urst“, der Schwache, zog sich zurück wohnt nun ganz hinten im Gedankenplattenbau, denn da wo beim Herrn Hannibal ein Palast steht, steht bei mir Zeugnis real existierenden Sozialismus. “urst“ trinkt nicht, ist nur einsam und würde sich freuen, wenn der eine oder andere Brigadebloggerist sich seiner erbarmen würde. Bitte!
Nächstes Mal stellen wir hier dann Kokolores vor. Eine hochgewachsene Schönheit, die viel zu selten erwähnt wird.


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Sonntag, 18. Juni 2006
Rasenmähermann
Ich bin ja im Scho Schonenland und da gibt es nichts weiter zu tun, als Kühe melken und Rasen mähen. Kühe melken, weil Euter betatschen besser ist als gar kein Sex, wie mir Ingemar Ingmarsson mit strahlendem Blick und gelben Zähnen erzählte und Rasen mähen, weil im Scho Schonenland der Himmel und die Bäume hoch sind und Rasen eben auch, wenn man ihn nicht mäht.
Mit den Kühen habe ich es nicht so, was daran liegt, dass ich es generell nicht so mit Tieren habe, die größer sind als ich. Ich führ das immer wieder gern darauf zurück, dass ich als junger Bub zwei traumatische Erlebnisse hatte, denn ich bin einst von einem klugen Esel gebissen wurde und fast von einem Springpferd gefallen. Man kann sich ja fragen, was der Zwergencabman auf dem Springpferd gemacht hat. Nun, zuerst einmal saß er da nur, weil nämlich die Frau Otto der Meinung war, es wäre uns Kindern, im Rahmen einer allumfassenden Allgemeinbildung, sehr zuträglich, auch mal ein Gestüt zu besuchen. Außerdem hat sie mit dem Reitlehrer gefickt und der blickte sie auch ganz verträumt an, als icke gerade auf dem Klepper, den er halten sollte, saß und deswegen hat er auch nicht mitbekommen, dass das Pferd gern springen wollte, weil es hieß ja auch so, Springpferd, deswegen mach ich es ihm auch nicht zum Vorwurf, dem geilem Lehrer aber schon.
Also halt ich es mit dem Rasenmähen. Das ist ja hier Schweden ne Art Hobby und du weißt, dass du dich richtig und fast zu Ende integriert hast, wenn du deinen Rasenmäher auf halbgemähter Fläche einfach stehen lässt und mal was anderes machst. Es spielt gar keine Rolle was, und es kann auch ruhig länger dauern und wenn es zwischenzeitlich dabei anfangen sollte zu Regnen oder zu Schneien, weil man vielleicht ganz unverhofft eine neue Jahreszeit erreicht hat, so ist das noch lange kein Grund, den Rasenmäher in den Schuppen zu stellen. Mit Hinblick auf diesen Umstand werde ich wohl nie ganz ankommen in Schweden, denn ich würde diese Behandlung nie, nie meinem Rasenmäher angedeihen lassen. Rasenmähen als solches empfinde ich als unheimlich reinigendes, spirituelles und fast als transzendentales Erlebnis, wenn man so versonnen transversale Schnittmuster ins saftige Grün mäht; man kann sich dabei fast in Trance mähen, natürlich vorausgesetzt, die Fläche ist gross genug, oder man fährt halt immer im Kreis.
Die Antike und ich nennen ja ein Haus unser Eigen, unten im Scho Schonenland. Das ist wunderhübsch und von 1600m² umzingelt. Weil icke zwar noch fast grün hinter den Ohren bin, dies aber keine Auswirkungen auf irgendwelche Daumen hat, haben wir uns entschieden, es bei der grünen Sport- und Spielfläche zu belassen, was sich auch schön in die dicht bebaumte Nachbarschaft integriert und sehr dem ,
Badmintonspiel förderlich ist. Nachteil ist halt, dass man das Ganze auch mähen muss.
Das mach ich mit meinem (Achtung: I-Ah) Stiga PRO 48. Dieser Mäher (Profis sagen Mäher, genauso wie Rechner, ist doch klar!) war schon alt, als wir ihn bekamen. Der sollte nämlich auf den Müll, weil er nicht mehr richtig lief, was ja eigentlich kein Grund ist, denn wieviel ärmer wären wir, würden wir alles entsorgen was nicht richtig läuft; ich sach nur Ballak.
So, der Mäher stand dann auch bei uns so 2-3 Jahre in der Ecke und die Antike hat dann schon rumgenölt, dass er jetzt weg muss, denn er nimmt nur Platz. Tja, und beim Aufräumen habe ich ihn mir ein bisschen genauer angeschaut und dann war es Liebe auf den ersten Blick. Denn, jetzt bitte festhalten, der hat eine alte Maschine und zwar einen 6PS starken Briggs&Stratton mit knapp 4000U/min, so etwas Feines bauen die heut gar nicht mehr, mit dem kann man auch kleine Bäumchen und Füßchen kürzen. Ich mähe jedenfalls nur mit festem Schuhwerk, die Antike äußerst ungern. Außerdem ist es das Gerät für Männer mit Mut, weil, der hat kein Notaus und so Schnickschnack, einmal An läuft er, bis man ihn Ausmacht; auf Beine, Kleingetier und andere Widerstände können solche Männermaschinen keine Rücksicht nehmen. Sollte man das Pech, haben über so etwas zu fahren, macht der Mäher daraus Püree. Hasen- und Schildkrötengang gibt’s auch nicht. Nur Slow oder Fast. Icke fahre nur Fast, wie mit dem Auto, denn da wo ich bin, da ist Vorn!
„Ja, Ja!“ Ruft da das birkenstockbesohlte, ungleiche Geschwisterpaar ökologisches Gewissen I+II. „Das ist doch total unvernünftig und sinnlos, so ein olles Gerät und nur Fast. Frisst Sprit und Öl. Mit dem Auto sollst Du auch nicht so rasen.“
„Ach Klappe! Was wisst ihr schon von boy stuff? Mineralwasser mit Sauerstoff versetzt ist auch sinnlos. Oder will mir wirklich einer erklären, es gäbe Bauchatmer? Es verkauft sich trotzdem. Gießt euch noch ein bisschen Milch ins Müsli.“
„Ok Chef.“
„Kommt ihr aus Spanien?“
„Nö, wieso?“
Ich glaube das geht hier gerade in die falsche Richtung. Das liegt mit Sicherheit an der Hitze, die über der Stadt gluckt wie eine Pinguinmutti überm Ei, nämlich brütend. Vorhin habe ich mit schweißbeperlter Stirn zu ihr raufgeschaut. Gütig und mit einem mildem Lächeln im Gesicht sah sie zu mir herab und fragte:
„Na Cabbiman, wird dat heute was mit dem kreativen Geschreibse?“
„Logo, von Dir alte heiße Hexe (versteht jemand diesen Wortwitz?) lass ick mir nicht unterkriegen!“
„Nun, dann warte mal bis meine Cousine, die schöne Dörre, aus dem Süden kommt!“
„Die Dürre?“
„Die Dörre! Blödmann.“
„Ach so. Soll ruhig kommen, ich bin bereits mit allen Wassern gewaschen.“
So. Zurück zum Mäher. Der funktionierte ja natürlich nicht. Es brauchte erst einen Sommer, des Schraubens und Bohrens, des verschwitzten Gewindeschneidens und mit M16er selbstsichernden Muttern sichern, Zündkerze tauschen, Schmieren und Ölen, neue Klingen und Trallala. Als dann alles fertig war, einmal Pull and Go gepullt und? Richtig. Nichts. Also alte Trickserei angewandt, Luftfilterschwamm ins Benzin getunkt, da kriegt der schon beim Ansaugen Oktan. Dann noch ein bisschen Sprit in den Zylinder gespritzt und dann? Exakt: Mit Rülpsen und Ruckeln und Zuckeln erwachte er zum Leben und der Herr Zigarillo und James MC Gywer Cabman standen freudestrahlend und dreckverschmiert neben dem nigelnagelneuen und laut knatternden Mad Max Mäher. Er ist vielleicht nicht schön, noch nicht, aber es ging ja auch um Funktionalität.
„In solchen Dingen bist du so typisch Mann.“ Sagte die Antike leicht vorwurfsvoll.
„Wir könnten doch einen Neuen kaufen. Soviel Zeit für so ein altes Ding.“
„So einen kriegen wir gar nicht mehr. Die neumodischen-pippifax-EU-harmonisierten-Notaus-Mädchenmäher sind doch was für, ähm,… Mädchen. Ausserdem geht es ja ums Basteln.“
"Ach ja? Warum bastelst du nicht die Fussleisten im Wohnzimmer dran?"
"Soll ja auch Spass machen."
„Och!!*?!! ARGHH!!***?!!---- “
„Genau Schatz.“

So. Nun noch in eigener Sache. Ich habe ja letzte Woche diesen schönen Preis gewonnen und möchte mich an dieser Stelle noch recht artig bei allen Honoratioren, Kuratoren, Sponsoren, Blogo(h)ren und allen Gratulanten bedanken. Vielen Dank! Ich war so frei dieses Logo zu entwickeln und auf mein Weblog zu kleben. Nächstes Jahr bekommt es dann ein(e) Andere(r). Natürlich in geänderte Fassung. Oder vielleicht auch nicht.


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Donnerstag, 15. Juni 2006
Schlüpferstürmer
Ich will ja nicht pedantisch sein, aber ich habe schon hier gesagt, wir holen den Titel. Nach dem gestrigen Spiel sehe ich mich da auch bestärkt und ich werde auch nicht müde, wie ein Rufer in der Nacht, es allen auf die Nase zu binden. Den argumentativen Zweikampf scheue ich sowieso nicht! Gestern hatte ich auch Herrn Wichtig zu Besuch. Der hat so auf das deutsche Team gemeckert, dass ich schon fragen wollte, ob er einen Einbürgerungsantrag in Polen gestellt hat. Außerdem war ich schockiert wie schlecht er Englisch sprach, wie er auf so eine Position kommen konnte und wie schlecht er vorbereitet war. Im Schlepptau hatte er den Agenten für Skandinavien, den ich sehr mag und bedaure, denn seine Provision ging ja nun zum Flöten und kann dadurch nicht mithelfen, das Haus abzubezahlen. Das ist leider so und nicht die erste heilige Kuh, die ich auf dieser Kreuzfahrt namens Joblife schlachtete. Manchmal ist es besser kurzen Prozess zu machen, weil man sonst irgendwann beschriebene Kuh vom Eis holen muss. Das kostet dann Zeit und Geld. Die Infos, die Herr Wichtig mir gab, hatte ich alle schon. Ich bereite mich ja vor, ganz im Sinne von Sunzi, der da sinngemäß schrieb: Die Schlacht, deren Ausgang Du kennst, musst Du nicht fürchten. Will heißen, wenn Du weißt wo Du hin willst und wo Dein Gegenüber aussteigen will, weißt Du auch, welchen Bus Du nehmen musst. Pass aber auf in London, da fahren die nämlich in die falsche Richtung. Apropos andere Städte. Es gibt ja Städte, ebenso wie Dinge, die sind unnötig und da würde ich auch nicht wohnen wollen. Man stelle sich mal nur folgende Situation vor: Cabman steht im Club an der Bar. Lässig. Lässig ist wichtig. Nicht uninteressiert, nicht arrogant und auch nicht cool. Nur lässig. Wie immer sind die Tätzchen geschleckt, die Öhrchen gespitzt und das Deckfell gestriegelt. Feinstes Benehmen und saubere Hosen sind angesagt. Schon längst hat der alte dicke Strassenkater das Mäuschen ausgemacht. Eigentlich ein ganzes Rudel. Aber James will nicht gefräßig sein. Das bringt nur Verwicklungen, ähnlich einem Wollknäuel, das hatten wir schon. Das Mäuschen sieht recht fein aus, hat schönes Fell und kuckt, kuckt weg und kuckt. Dabei schlürft es an einem Cocktail der sich White Cloud nennt. Kuckt schon wieder und lächelt ein Kater-von-den-Pfoten-Hau-Lächelen. Katerchen ist jetzt ein bisschen aufgeregt. Die Schnurrbarthaare zucken wild. Es stampft der Beat, es dröhnt der Bass und im Stroboskopgewitter schlawenzelt Katerchen Cabman mal rüber, sich an Beine zu schmiegen und Streicherlies abzuholen. „Na, wie heisst Du Mäuschen denn?“ fragt er. „Gitty. Und Du?“ „Ähm, Felix. Wo kommst Du denn her?“ „München. Und du?“ „Pforzheim.“ Ist das nicht grausam? Alles richtig gemacht und dann kam Pforzheim. Mal ehrlich, das könnte ich nicht. Da bricht ja ein Assoziationsturm los. Und zwar ungeahnten, flatulenzartigen Ausmaßes. Zum Glück gibt es keinen Grund darüber nachzudenken, nach Pforzheim oder Braunlage zu ziehen! So. Mal was ganz anderes: Ich trage Schlüpfer. Das ist an sich nicht verwerfliches, das Wort schon. Neulich ist dagegen ein sehr schönes Wort, lässt soviel zeitlichen Spielraum. Meint nicht gerade jetzt, ist aber auch noch nicht so alt, als das es sich nicht darüber zu berichten lohnte. Neulich also fuhr ich nach Barkaby. Das ist da wo Hase und Igel aus dem Bus steigen, bevor sie sich Gute Nacht wünschen. Neben der Bushaltestelle im Nirgendwo gibt es dort eine Outletcenter, wo sich Bekleidungsmarken Shop-an-Shop reihen. Dazwischen stehen auch solche, die glauben sie wären eine Marke. Ich fuhr da hin, weil es an der Zeit war sich ein neues sommerliches Beinkleid zu gönnen. Und nun, wo ich (ACHTUNG! Eingedeutschtes schwedisches Schlüsselwort, mit freundlichen Grüssen an Frau klugscheisser) raggern muss, weil ich ja Neu-Singel bin, empfiehlt es sich auch etwas anzuziehen, dass nicht anachronistisch ist.
So fand ich mich im Björn Borg Shop wieder. Das Polo war gekauft, keine Diskussionen. Plötzlich stand ich neben einer Plastiktonne, die randvoll war mit 3erPacks eingeschweißter BB Unterhosen und ein aggressives Preisschild kündete, dass die nur 199 SEK kosten, was nach, ähm Moment mal…..heutigem Kurs so knapp 21,26 Euro sind. Mensch denke ich mir, das kriegst Du ja 10 Stück für beim Karstadt Deines Vertrauens. Stimmt. Lass ich es also. Ich hing noch ganz diesem Gedanken nach, als Beachvolleyball-Barbie und Bussiness-Barbie die Szenerie betraten. Beachvolleyball-Barbie verschwand auch gleich in der Umkleide und Bussiness-Barbie blieb neben mir stehen. Sofort war ich in einen Duftkokon eingehüllt, der die Haarwurzeln vibrieren ließ. Und weil passierte, was passierte, wurde der Kater geweckt. Träge kam er hinterm Ofen vor, streckte sich und schleckte schnell die Tätzchen. Bisschen jung vielleicht, dachte ich. Ja, aber wir müssen sie ja nicht fressen, sagte der Kater. Nur eine wenig üben, schauen ob die alten Reflexe noch da sind. Kucken wie es geht mit dem Krallen und Verbeißen. Jut, denk ich, eine Trainingsmaus. Schnell erstmal lässige Haltung angenommen. Dann Desinteresse spielen und woanders hingucken. Aber nicht vergessen nachzuschauen, ob sie auch ja mitbekommt, dass der Kater nicht interessiert ist. Also mal luschern. MIST! Jetzt hat se gesehen, dass du gekuckt hast. Jut, machen wir das Beste daraus und Lächeln. Prima. Sie lächelt zurück. Mit Blick in die Tonne ruft sie quer durch den Laden zu ihrer Freundin: „Ich finde Männer in solchen Unterhosen total sexy.“ Dann kuckt sie mich an und grinst. Was für ein Pass in die Tiefe. Schnell Kater, nimm den Ball auf. Also kurzentschlossen reingefasst in die Tonne und ein Päckchen rausgeholt. Wir tun so als wollten wir die Schlüpper sowieso kaufen. Komische Farben denke ich. Also noch mal reinfassen und schon steh ich mit 2 Paketen da. Jetzte schnell den Doppelpass spielen und so frage ich: „Welche Farben fändest Du besser?“ Sie grinst, zeigt auf die eine und die andere Packung, was bedeutet hätte, dass man die Verpackungen hätte öffnen müssen.
„Nee, ich glaub nicht das die mir das erlauben. Ich nehme die hier, im schicken Neongrün.“
„Ja, und vielleicht leuchtet die ja im Dunkeln.“ sagte sie.
„Muss nicht sein, wir haben schon elektrisches Licht.“
Da lacht sie sich tot, aber Kaffee wollte sie nicht mit trinken gehen. Ich habe jetzte drei überteuerte BB Schlüpper, farblich froh gestaltet und die Gewissheit:
James Cabman, the Cat, is back on the street. Auch schön.


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Dienstag, 13. Juni 2006
Das ist doch unnötig
Es gibt ja so Dinge, die sind total unnötig. Ja, höre ich es raunen, Dein Weblog hier. Touché, denke ich mir und notier ins viel beschriebene und noch nie gezeigte Notizheftlein unter der Rubrik Erkenntnisgewinn: Tore muss man erst bauen, um sie sich einzufangen.
Das ist wie mit Mauern. Gibt es keine einzureisen, gibt es auch nichts zu revoltieren.
Ansonsten fallen mir persönlich zu Unnötigem noch Pickel und Tätowierungen ein. Ersteres tut weh und ist hässlich. Zweites eigentlich auch, zumindest manchmal. Ja, aber ich finde es gibt auch schöne Tatoos und es muss natürlich zur Person passen, höre ich es aus ovalem Freundeskreis freundlich piepsen. Ganz recht stimme ich wohlwollend und nickend zu. Manchmal lenkt das schlecht gestochene Bildlein auch von viel schlimmere Anblicke ab, sag ich. Es scheint geradezu als glaubten die Massen, schwarzblau konturierte Micky Mäuse und derlei Getier könnte Fettleibigkeit und stark geaderte Storchbeine heilen. Außerdem geht die Diskussion in die falsche Richtung. Es geht hier nicht um Ästhetik sondern praktikablen Nutzwert. Das Tatoo kann ja noch so schön sein, sage ich zu meiner rosenverzierten Schwester bei Kaffee und Kuchen, noch so fein und sauber gearbeitet, aber wärmt es auch im Winter? Was Du immer denkst, sagt se und Recht hat se.
Ich schüttele den Kopf und wende mich meinen Umzugskartons zu.
Vor denen stand ich neulich mit meiner Ex. Pfui, was für ein hässliches Wort. Das werden wir ändern. In Anlehnung an den 500 Beine Mann, der seine bessere Hälfte Gräfin nennt, nenne ich meine frühere bessere Hälft jetzt die Antike. Das passt, inhaltlich wie grammatikalisch. Die Antike und ich beschauten unsere Kartons und stellten ungläubig fest, dass wir die schon seit drei Jahren da so stehen haben. Was weiss denn ich was da drin ist, sagt sie. Ja, sage ich. Auf jeden Fall Unnötiges aus einem andern Leben, denn anderenfalls hätten wir sie schon geöffnet. Stimmt, sagte sie. Dann können wir den Mist ja wegwerfen? fragt sie erwartungsvoll. Nö, sag ich, vielleicht wissen wir nur noch nicht was wir vermissen. Na gut. Lass sie uns mal durch schauen, sagt sie. Haben wir auch gemacht. Und bis auf meinen geliebten Kolbenfüller Pelikan M200 (Diamant polierte Oberfläche und traditionelle Kolbenmechanik in höchster Präzision. Schnabelclip, doppelter Kappenring und Edelstahlfeder mit Gold plattiert, Schriftbreite "M". Das hochfeine Kapillarsystem garantiert einen steten Tintenfluss), der mich durch alle, alle Klausuren gebracht hat, war der Rest Schrott. Ausgenommen die Büroartikel mit praktikablem Restwert. So halbe Radiergummis. Watt machen wir denn nun mit de Plünn? fragt sie. Das ist doch alles unnötig, lass es uns wegwerfen, sag ich. Sicher? Logo. Und so wanderte der letzte Rest verbindender Gemeinsamkeit durch gemeinsames Handeln in die gemeinschaftliche Tonne. Halt, Halt! hör ich Frau Schwester rufen, das hätte ich alles bei E-Bay verticken können. Stimmt, dann hättest Du Deinem Rosentatoo auch einen Topf spendieren können. Nun haste nur Schnittblumen aufem Arm. Morgen fahr ich ins Scho Schonenland und werde versuchen, die Tatoo´s der schwitzigen Lagerarbeiterinnen auf Butterbrotpapier abzupausen. Danach kieke ich Deutsches Fernsehen. Fussball ohne Unterbrechung, denn hier in Schweden wird alle 20-30 Minuten der Sender gewechselt, wegen der Gerechtigkeit. Das ist kein Quatsch. Vorher treffe ich aber noch einen Herr Wichtig aus einem ebenso wichtigem und sehr großen deutschen Verlagshaus. Herr Wichtig ist ein bisschen böse mit mir, weil ich ihm den Etat gestrichen habe. Aber nicht ohne Grund möchte ich meinen. PS Die eingefügten Produktinformationen sind meinem neuen Stil des I-Ah-Bloggens geschuldet. Ich übe mich im Donkey-Bussines, d.h. in jedem Text ein bisschen product placement. Bei der ersten Million durch Werbeeinnahmen lade ich alle Kommentatoren ein, auf ein Eis in den Schären, oder was anderes.


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Samstag, 10. Juni 2006
0 : 0 !!!
Mein lieben schwedischen Fussballfreunde,

möge euch dieses Ergbniss ein wenig mehr Demut und Respekt vor anderen Nationen lehren, ihr Fussballrassisten.


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