Donnerstag, 5. Oktober 2006
Von Vorhäuten und was anderes...
Ich war heute fleißig. Erst bin ich mit dem Rad zur Bahn gefahren, welches prompt kaputt ging und ich auch die Bahn verpasste; sag ich ja die ganze Zeit, solche Dinge sind nichts für den Sohn meiner Mutter. Beim Friseur war ich auch, ich habe sogar neues Müsli gekauft, Manikür, Pediküre, alles schon erledigt, Wäsche ist auch gewaschen, Bügeln mach ich morgen, denn heute war Sporttag. Sport mach ich ja nur, weil ich der festen Überzeugung bin, irgendwann mal wieder ne sympathische Doppel X Chromosomenträgerin zu finden. Es ist ja nämlich so, wenn man so richtig sexy im Bett dahindrapiert rumkullert und Schatzi auf dem Weg ins Schlafzimmer in der Tür stehen bleibt, nur um mit Blick zur Treppe zu rufen: „James, du hast schon wieder den Wäschesack auf dem Bett liegen lassen!“ also das wäre mir irgendwie peinlich und deswegen halte ich mich in Form. Manchmal.
So. Das war jetzt gar nicht gewollt. Schreib ich das hier:
Heute habe ich auch mit einer sehr sympathischen Person telefoniert. Mach ich ab und an mal, aber dieser hier war halt besonders sympathisch. Jedenfalls meinte sie, ich wäre ne Nutte. Also wegen des Jobs. Als ich dann mein Fahrrad nach Hause schob, auch so ne selten doofe Geschichte, denn es regnete, warum auch nicht, wenn James schon mal sportlich unterwegs ist, aber ich hatte ja ne schicke Tüte auf dem Ledersattel und der war auch ziemlich trocken als ich zuhause war, also da habe ich noch mal darüber nachgedacht:
Wir alle verkaufen was: Uns, Produkte, Talent, Unvermögen, Geld, Wissen, einfach alles. Es geht nur darum, irgendwie das universelle Tauschmittel Geld zu erlangen. Ich hole jetzt mal nicht den ollen Marx und wie die nun alle heißen raus, möchte aber die Gelegenheit nutzen, mich darüber zu mokieren, dass es in keinem anderen Land zu einer so dramatischen Entkoppelung von Wert und Preis gekommen ist, wie in Deutschland. Na ja, jedenfalls gilt für alle Bereiche, dass man mit ner schönen Verpackung auch den größten Mist verkaufen kann. Marketing ist alles und das interessiert sowieso keinen, also dann das hier:
Letzten Sonntag bin ich ziemlich spät aus Frankfurt wieder gekommen. Das ist schon mal nicht schlecht, aber der eigentliche Kracher kommt jetzt, denn ich habe ferngeschaut. Wenn ich zuhause ankomme brauch ich ja immer so ne Stunde, um runter zu touren. Spielt keine Rolle wie spät es ist, so hoppeldihopp ins Bett geht nicht. Also saß ich mit ner Tasse Tee und der dicken Katze auf dem Sofa und zappte mich durchs Nachtprogramm. Nach ner Weile wusste ich auch nicht, ob ich die Katze oder die Decke streichle, denn die haarte genauso. Eigentlich schaue ich ja gar nicht fern. Ist mir echt zu blöde. Besonders hier in Schweden, wo wir mit amerikanischen Scheiss zugedröhnt werden bis dahinaus. Wir sind hier auch mit allen Serien mind. 2 Staffeln vor Deutschland. Aber! Ich habe ein Kleinod amerikanischer Fernsehkunst gefunden: „Bullshit“
Eine kleine 30 minütige Sendung, in der so allerlei tumber Aberglaube und Falschwissen offen gelegt wird. Mutter Theresa ist ganz schlecht weggekommen, genauso wie Ghandi, aber das Topthema war Beschneidung. Ich rede hier jetzt nicht von der in der freiheitlich christlichen Welt mit Recht verurteilten Beschneidung junger afrikanischer Frauen, sondern von der, die in den USA, der selbsternannten Führungsnation der freiheitlich christlichen Welt, praktizierten Beschneidung der Männer. Das diese Form der Beschneidung ok ist, ist ja wohl klar, denn wir reden hier immerhin über die „Führungsnation“ und dann auch noch vom freiheitlich christlichen Teil der Welt.
So lernte ich nun am Sonntag, dass 95% der Männer in den USA beschnitten sind. Ich lernte auch, dass das gar nicht deren Entschluss ist, sondern schon bei Babys gemacht wird. Den Einspieler, in dem gezeigt wurde wie so nem kleinen Kerl mit Monsterapparaten am Zipfelchen rumgemacht wurde, war grausam. Ich lernte auch, dass so ca. 20.000 Nervenenden in der Vorhaut zusammen laufen und ich habe auch den historischen Abriss der Entstehungsgeschichte verinnerlicht: erst die Juden, dann die Katholiken, dann die hygienebewussten Amerikaner, denn die Hauptargumentation war nämlich die, dass beschnittene Männer weniger Harnröhreninfektionen bekommen (Waschen soll da ja helfen), ästhetischer aussehen (liegt wie immer im Auge des Betrachters) und noch so Quatsch, den ich mir nicht merkte, denn der Kopf füllte sich mit den Gegenargumenten: Die Vorhaut hat Schutzfunktion, damit nämlich kein Schmutz an die wirklich sensiblen Stellen kommt; sie ist für den Sex wichtig, wegen besagter Nerven und noch irgendwas. So ganz nebenbei erfuhr ich dann aber auch, dass das ganze auch ein Multimillionen Dollar Business ist, denn wenn der aufgeklärte mitteleuropäische Bildungsbürger glaubt, das die Vorhäute in den Müll wandern, dann irrt er. Die werden nämlich für 400 Dollar/Stck. verhökert an Forschungslabors, Transplantationskliniken und zur Kollagenherstellung. Ein Schelm wer da Böses denkt, besonders, wenn man sich vor Augen führt, dass den Eltern meist nichts davon gesagt wird.
Na ich saß auf meiner Couch, mit nem gerupften Kater und dachte mir so, bei 130 Dollar OP-Kosten, bleibt ein Rohgewinn von 270, dass sind so 67% Nettospanne, unglaublich! Ich sollte umsatteln, ist ökologisch vertretbar und immer nachwachsend. Fällt ja auch nicht weiter auf, wenn man so ein Vorhautpatchwork im Gesicht kleben hat; ist doch wurscht, ob man Vorhautgetunte Lippen küsst. Ist doch alles natürlich, irgendwie.
Dann fiel mir auf, wenn es mal eng wird, schlepp ich ja immer 400 Dollar mit mir rum. Ach und dann ist es mir ja wie die Kontaktlinsen von den Augen gefallen: Was ist Bush? Genau. Mann. Aber auch Amerikaner und damit sehr wahrscheinlich auch beschnitten. Was sagt man allgemein über Männer? Genau. Die denken mit dem Schwanz. So. Und nun sollte auch die Scheisse mit dem Irak klar sein, oder glaubt irgendjemand, er könne ohne Stirnlappen einen klaren Gedanken fassen?


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In der taz gabs dazu mal nen mehrseitiges feature. Da stand unter anderem auch, dass Männer ohne Vorhaut kaum noch onanieren können. Ich lass das jetzt mal unkommentiert. Ich sollte übrigens auch mal wieder zum Frisör, fällt mir beim Thema "Schneiden" so ein.

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Das erklärt jetzt allerdings wirklich einiges, lieber Büffel.

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@bufflon
Zum Glück ein absoluter Irrtum, das in der TAZ. Interessant natürlich die Frage, warum die TAZ solche Vorurteile prägt. Motivation für den Weg "Zurück zur Natur"? Vielleicht.
Evangelikale Fundamentalisten könnten natürlich der TAZ glauben, und deshalb das Geschäft in den USA hinter den Kulissen bewusst ankurbeln. Aus Gründen der Ethik. Natürlich. ...
Aber reden wir über den Frisör. ...

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es ist hygienischer. für wenigduscher ist dann vermutlich einfacher, an einen blowjob zu kommen. ;)

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Und
für Vielduscher? Irrelevant? Oder doch nicht? :o)
Aber wir waren ja beim Thema Frisör ...

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@Morphine: Die Hygine ist eine Frage des Pullerns plus der Häufigkeit des Waschens. If you have issue, please take a tissue...

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und eine frage der unterwäsche, denn synthetics müffeln schneller. ansonsten: benutzen sie hakle feucht. was für hinten gut ist, taugt vorne allemal.
so, weiter gehts nun mit dem thema friseur! und bitte...

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Frisöre
haben früher ja die eine oder andere Operation mitmachen müssen, als Barbier hatte man eben das schärfste Messer im Dorf. Glücklicherweise hat sich das geändert.
So, das mal zum Thema Frisör. :o)

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Meiner kommt aus Pakistan.

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Wir lästern immer über die Schweden und finden schnelle Autos gut. Haare schneidet er auch

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Meine Frisörin kommt aus Russland und wir lästern immer über Deutsche. Ob das da in der taz nun Unfug war oder nicht, kann ich nicht beurteilen, aber lesen wir doch alle selbst.

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Alter Schwede.

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Tolles Männerthema, übrigens.
Die "Heilige Vorhaut" des Jesus von Nazareth, der, von Geburt Jude, selbstverständlich beschnitten war, wird als einziger nach der Himmelfahrt auf Erden verbliebene Teil des Erlösers als Reliquie verehrt, an über sieben Orten zugleich. Früher beging man am 1. Januar sogar einen Gedenktag für die Heilige Vorhaut...

Heilige Vorhaut, doo.

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Ach
du lieber Himmel. Ist ja wirklich ne Mnge Holz, was die TAZ da zusammengetragen hat. Sucht nicht jemand hier noch ein Diplomthema? :o)

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zu spät. sonst hätte ich zulassung in der theologie gemacht. ;)

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Nun ja,
muss es eben die Dissertation sein. 400 Seiten über ein paar Quadratzentimeter und ihre Rolle bei der Diversifizierung theologisch manifestierter religiöser Differenzierungen ... :o)
Von Pakistan bis Kansas. Über Schweden. An Deutschland vorbei, sicherheitshalber. (Um nicht die abgeschlagenen Köpfe durch die nächste Kulturkampfrelique zu ersetzen ...)

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Mmmmm,lecker...
Darüber mußte auch mal sinniert werden. ;)

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