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Donnerstag, 23. November 2006
Ich mach das mit Links. Eben.
cabman, 00:40h
Just follow the road instructions und schon ist man am Arsch, was nur dann schlimm ist, wenn man da gerade nicht hinwollte. Dann stellt sich vielleicht noch die Frage wessen, aber das ist nun auch wieder ne ganz andere Geschichte. Sehr schöne Ouvertüre, will ich meinen.
Ich war heute in the middle of nowhere, gestern auch schon, aber heute lag es unten links von London, gestern oben mittig, die Welt bewegt sich nämlich und ich mit ihr mit, aber nur wenn wir nicht im Stau stehen. Das tue ich ganz gern ungern und dachte mir vorhin so, ja Europa steht zusammen, soll keiner sagen, dass es nichts würde, mit dem Zusammenhalt.
Anyway, ich finde UK gut, sehr sogar, ich könnte mir außerdem vorstellen hier zu siedeln. All die netten Menschen, all die Kultur. Mit der hab ich es ja nur am Rande, was ich manchmal schade finde, aber eben nur manchmal. Ich denke dabei gerade an Michael, ein Randgesicht, Mensch, den man halt für einen gewissen Lebensabschnitt kannte. Der hatte es mit Kultur. Aber so richtig. Und dann stand er mal in meinem Zimmer und bekam fast nen Herzanfall, weil da zwei Original Keith Harrings mit Klebestreifen an den Schrank geklebt hingen. „Du Kulturwildschwein!“ Rief er aus. Na was sollte ich dazu sagen. Erstens fand ich nur die Männchen gut und Zweitens: Heh, ich war jung und brauchte die Bilderrahmen. Die Harrings habe ich noch heute, wohl verpackt im Umzugskarton in Stockholm stehend und Michael hat in dem Sommer damals ne Reise quer durch Europa gemacht, Interrailticket, ist damit sogar bis nach Marokko gekommen. Dort hat er sich erst Pott und davon wirklich schlimmen Durchfall geholt, und dann hat Mutti ihn nach hause beordert. Scheiss-Pott, meinte er immer. Wie wahr. Das letzte was ich von ihm hörte war, dass er jetzt bei Lünebest im Lager jobbt. Künstler eben.
Von dieser kurzen Geschichte ist es nur ein kleiner Hüpfer rüber zu Wibke. Ich war sechzehn, der Ossi Underdog und Wibke die einzige Tochter eines Lehrerehepaares. Andere Behinderungen hatte sie aber nicht. Wibke ist vielseitig interessiert wurden, Klavier, Jazzgymnastik, Leseclub und Ten Sing. Warum wir zusammen gefunden haben, ist mir sehr schleierhaft, denn wir hatten gar nichts gemein. Nichts, bis auf den Nachmittag, als ihre Eltern weg waren und ich sie besuchte. Nette, teure Gegend, schickes Haus, tausend Bücher und ich war neidisch. Auf das Haus. Und weil sie hochanständig erzogen wurde und ich es von selbst bin, ist an diesem Nachmittag auch nichts gewesen. Ich sass da also auf der Ledercouch und sie klimperte mir was auf dem Klavier vor. Dann drehte sie sich plötzlich um, meinte strahlend, das wäre Bach rückwärts gewesen. Aha, sagte ich, ich habe da jetzt keinen Unterschied gehört und sie bekam nen emotionalen Ausbruch und antwortet, aber so richtig emotional: „Du bist ein Kulturbanause.“ Das war das einzige mal, dass wir emotional wurden. Lehrerehepaar eben.
So. Heute fuhren wir durch die schön eingehegte Landschaft, kamen an beschaulichen Kirchen vorbei und ich dachte an jemanden, der daran wohl Spass haben würde und sagte es zu Fiona. Die schmunzelte und fragte, ob ich auch daran interessiert wäre. Nee. Gerade nicht, denn ich hatte Hunger. Sie wunderte sich und meinte, es ist unglaublich wie viel du essen kannst. Klar. Ich habe seit April 8kg verloren. Erstens vergesse ich immer zu essen und zweitens gibt’s nur Müsli. „We have to fatten you up.“ Sagte Fiona lachend. Richtig, nur deswegen bin ich hier. Bei dem Frühstück. Und dann sind wir zu sonem Inder, weil Fiona behauptete, richtig gutes Curry gibt es nur in UK. Jut. Und weil ich ich bin, nahm ich ihre Herausforderung an und bestellte das schärfste Curry das es gab. Und dann hatte ich den Salat, was gut war, denn ich konnte das Curry beim besten Willen nicht essen, den Salat schon. Hab ich also die Wette verloren, aber lieber die, als noch mehr Kilos, denn ich sah mich schon, wie seinerzeit Michael, den Nachmittag aufem Lokus verbringen. Egal. Weil heute mein Trautag war, (mit besten Grüssen an die Neologisten, macht doch einfach ne neue Division auf. Neue Wortbedeutungen für bestehende Worte.) traute ich mich auch, life und in Farbe Auto zu fahren. Das mach ich doch mit Links, dachte ich mir und musste es auch, denn es ist ja bekanntes Wissen, dass der Verkehr hier so läuft. Wäre ich ein Lügner, könnte ich jetzt behaupten, ich wäre nur von dem bisschen Curry ins Schwitzen geraten. Bin ich aber nicht. Das war wirklich ne Herausforderung für das Hirn. Ich kann gar nicht glauben, wie eingefahren bestimmte Bewegungsabläufe und Denkmuster sind, auch beim Autofahren. Nach ein paar Kilometern ging es aber immer besser und ich dachte an den Eintrag in irgend so einem Internetforum, wo einer schrieb, als Rechtshänder solle man(n) mal das Onanieren mit Links probieren. Von wegen anderes Gefühl. Jut. Ich mach so was ja nicht und darüber zu schreiben ist auch nicht anständig. Dinge stehen in der Regel eh nicht an, vielleicht weil sie anstößig waren und damit erst ab- und dann hinfällig wurden. Und meine Mutti hat auch immer gesagt: Heb nicht immer den Dreck auf. Wenn ich daran denke, dass ich für die Harrings bei Ebay Kohle bekommen könnte, muss ich sagen, Mutti, wie so oft liegst du daneben.
Heute Mittag langweilte ich mich kurz und wartete auf Fiona. Da habe ich mir recht hübsch anzuschauende Schuhe gekauft. Die passen auch und sind sehr bequem. Als ich bezahlen wollte, fragte mich die überaus nette Kassiererin, von wo aus UK ich denn komme. Ist das nicht herrlich? Ich mein, in Schweden halten die mich immer fürnen Engländer, in AT auch, in D teilen sich die Meinungen, manchmal Italiener, manchmal Engländer. Aber von ner richtigen Engländerin als Engländer gehalten zu werden, also das freut mich. UK eben.
Und darum schließen wir das hier auch mit meiner neuen Lieblingsphrase ab. Habe ich heute ca. tausendmal im Auto gehört und meint nichts anderes als, ich habe fertig:
Wham bam thank you mam!
Ich war heute in the middle of nowhere, gestern auch schon, aber heute lag es unten links von London, gestern oben mittig, die Welt bewegt sich nämlich und ich mit ihr mit, aber nur wenn wir nicht im Stau stehen. Das tue ich ganz gern ungern und dachte mir vorhin so, ja Europa steht zusammen, soll keiner sagen, dass es nichts würde, mit dem Zusammenhalt.
Anyway, ich finde UK gut, sehr sogar, ich könnte mir außerdem vorstellen hier zu siedeln. All die netten Menschen, all die Kultur. Mit der hab ich es ja nur am Rande, was ich manchmal schade finde, aber eben nur manchmal. Ich denke dabei gerade an Michael, ein Randgesicht, Mensch, den man halt für einen gewissen Lebensabschnitt kannte. Der hatte es mit Kultur. Aber so richtig. Und dann stand er mal in meinem Zimmer und bekam fast nen Herzanfall, weil da zwei Original Keith Harrings mit Klebestreifen an den Schrank geklebt hingen. „Du Kulturwildschwein!“ Rief er aus. Na was sollte ich dazu sagen. Erstens fand ich nur die Männchen gut und Zweitens: Heh, ich war jung und brauchte die Bilderrahmen. Die Harrings habe ich noch heute, wohl verpackt im Umzugskarton in Stockholm stehend und Michael hat in dem Sommer damals ne Reise quer durch Europa gemacht, Interrailticket, ist damit sogar bis nach Marokko gekommen. Dort hat er sich erst Pott und davon wirklich schlimmen Durchfall geholt, und dann hat Mutti ihn nach hause beordert. Scheiss-Pott, meinte er immer. Wie wahr. Das letzte was ich von ihm hörte war, dass er jetzt bei Lünebest im Lager jobbt. Künstler eben.
Von dieser kurzen Geschichte ist es nur ein kleiner Hüpfer rüber zu Wibke. Ich war sechzehn, der Ossi Underdog und Wibke die einzige Tochter eines Lehrerehepaares. Andere Behinderungen hatte sie aber nicht. Wibke ist vielseitig interessiert wurden, Klavier, Jazzgymnastik, Leseclub und Ten Sing. Warum wir zusammen gefunden haben, ist mir sehr schleierhaft, denn wir hatten gar nichts gemein. Nichts, bis auf den Nachmittag, als ihre Eltern weg waren und ich sie besuchte. Nette, teure Gegend, schickes Haus, tausend Bücher und ich war neidisch. Auf das Haus. Und weil sie hochanständig erzogen wurde und ich es von selbst bin, ist an diesem Nachmittag auch nichts gewesen. Ich sass da also auf der Ledercouch und sie klimperte mir was auf dem Klavier vor. Dann drehte sie sich plötzlich um, meinte strahlend, das wäre Bach rückwärts gewesen. Aha, sagte ich, ich habe da jetzt keinen Unterschied gehört und sie bekam nen emotionalen Ausbruch und antwortet, aber so richtig emotional: „Du bist ein Kulturbanause.“ Das war das einzige mal, dass wir emotional wurden. Lehrerehepaar eben.
So. Heute fuhren wir durch die schön eingehegte Landschaft, kamen an beschaulichen Kirchen vorbei und ich dachte an jemanden, der daran wohl Spass haben würde und sagte es zu Fiona. Die schmunzelte und fragte, ob ich auch daran interessiert wäre. Nee. Gerade nicht, denn ich hatte Hunger. Sie wunderte sich und meinte, es ist unglaublich wie viel du essen kannst. Klar. Ich habe seit April 8kg verloren. Erstens vergesse ich immer zu essen und zweitens gibt’s nur Müsli. „We have to fatten you up.“ Sagte Fiona lachend. Richtig, nur deswegen bin ich hier. Bei dem Frühstück. Und dann sind wir zu sonem Inder, weil Fiona behauptete, richtig gutes Curry gibt es nur in UK. Jut. Und weil ich ich bin, nahm ich ihre Herausforderung an und bestellte das schärfste Curry das es gab. Und dann hatte ich den Salat, was gut war, denn ich konnte das Curry beim besten Willen nicht essen, den Salat schon. Hab ich also die Wette verloren, aber lieber die, als noch mehr Kilos, denn ich sah mich schon, wie seinerzeit Michael, den Nachmittag aufem Lokus verbringen. Egal. Weil heute mein Trautag war, (mit besten Grüssen an die Neologisten, macht doch einfach ne neue Division auf. Neue Wortbedeutungen für bestehende Worte.) traute ich mich auch, life und in Farbe Auto zu fahren. Das mach ich doch mit Links, dachte ich mir und musste es auch, denn es ist ja bekanntes Wissen, dass der Verkehr hier so läuft. Wäre ich ein Lügner, könnte ich jetzt behaupten, ich wäre nur von dem bisschen Curry ins Schwitzen geraten. Bin ich aber nicht. Das war wirklich ne Herausforderung für das Hirn. Ich kann gar nicht glauben, wie eingefahren bestimmte Bewegungsabläufe und Denkmuster sind, auch beim Autofahren. Nach ein paar Kilometern ging es aber immer besser und ich dachte an den Eintrag in irgend so einem Internetforum, wo einer schrieb, als Rechtshänder solle man(n) mal das Onanieren mit Links probieren. Von wegen anderes Gefühl. Jut. Ich mach so was ja nicht und darüber zu schreiben ist auch nicht anständig. Dinge stehen in der Regel eh nicht an, vielleicht weil sie anstößig waren und damit erst ab- und dann hinfällig wurden. Und meine Mutti hat auch immer gesagt: Heb nicht immer den Dreck auf. Wenn ich daran denke, dass ich für die Harrings bei Ebay Kohle bekommen könnte, muss ich sagen, Mutti, wie so oft liegst du daneben.
Heute Mittag langweilte ich mich kurz und wartete auf Fiona. Da habe ich mir recht hübsch anzuschauende Schuhe gekauft. Die passen auch und sind sehr bequem. Als ich bezahlen wollte, fragte mich die überaus nette Kassiererin, von wo aus UK ich denn komme. Ist das nicht herrlich? Ich mein, in Schweden halten die mich immer fürnen Engländer, in AT auch, in D teilen sich die Meinungen, manchmal Italiener, manchmal Engländer. Aber von ner richtigen Engländerin als Engländer gehalten zu werden, also das freut mich. UK eben.
Und darum schließen wir das hier auch mit meiner neuen Lieblingsphrase ab. Habe ich heute ca. tausendmal im Auto gehört und meint nichts anderes als, ich habe fertig:
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