Montag, 27. November 2006
Auch Du ein Sátorist?
Ich bin in London und das werde ich auch noch ein bisschen bleiben. Eine schöne Sache, bringt man sich was bei und fast bei um, was nur am Essen liegt. Ein Sátori ist ein Begriff aus dem Zen-Buddhismus und bedeutet „kleine Erleuchtung, die von einem kurzen Gelächter begleitet wird“. Das kommt natürlich nicht von mir, sondern habe ich beim Herrn Rowohlt gelesen; der meint gar ein Ahaha-Erlebnis.
According to my definition I don`t had any sex, sagte dereinst Bill Clinton, nachzulesen im Starr-Report und unter Berücksichtigung der von Harry gegebenen Begriffserklärung, ist das ganze Leben ein Sátori, natürlich nur, wenn man noch erleuchtet werden und darüber lachen kann. Insofern bin ich eine Sátorist, denn ich lach gern, auch über mich und manche Leute meinen gar, ich wäre unterbelichtet und daher lass ich mich natürlich gern erleuchten. Die Schlüsse allerdings, die ich daraus ziehe, sind dann meist nicht im Sinne des Beleuchters.
Gestern war ich im Tempel von soner Sekte, der hiess Westminster Abbey. Nun sollen mal alle, die sich gerade wieder auf die Füße getreten fühlen, den Schrei einfach runterschlucken, denn man darf in diesem Zusammenhang auch Sekte schreiben:
Sekte, die: v. lat.: sequi = folgen; (Nach-)Folge, Richtung, Denkweise, Partei, Schule
Per Definition kann ich gerade kein Unterschied sehen zu staat- und gemeinschaftlich erklärten Sekten, aber ich sehe mich darin bestätigt, das ganze Leben, ob hui oder pfui ist ne Definitionsfrage und die kann und sollte man auch so behandeln, nämlich gleich mal hinterfragen, denn Bill hat Recht: Wenn er einen Blowjob nicht als Sex bezeichnet, dann hat er auch keinen gehabt. Ergo heißt das nur, du musst genug Leute um dich scharen, die dasselbe glauben wie du und schon haste entweder ne neue Definition oder Religion oder ne Partei oder bist A-Blogger oder bleibst Präsident.
Wie dem auch sei, ich habe heute was zu Essen bestellt. Mittlerweile habe ich die Karte des Hotelrestaurants einmal durch und so gab es halt die letzte Position: traditional sausages with mash. Ich dachte da per Definition an sone Geschichte wie bei meiner Oma Wilhelmine, aber stattdessen gab es Bröckelwurst mit Instant- Kartoffelpüree. Die Wurst war so verbrannt, dass man die nicht schneiden konnte. Ging einfach nicht. Man konnte sie aber zerbröseln. Na, ich bin da ja nicht auf den Mund gefallen und fragte mal höflich und was sagte der da? Genau. So müssen diese traditionellen Würstchen sein. Woher er das wisse? Na weil die immer so aussehen. Siehste James, fuhr mir das Sátori durch den Kopf, manche Definitionen sind nur aus der Tradition heraus begründet, sprich alter Kram, den es nur gibt, weil es ihn schon immer gab. Man muss also mit Traditionen brechen, um neue Definitionen zu implementieren. Da schmunzelte ich, beschloss, weiter den eingeschlagenen Weg zu folgen hier in UK, denn der James macht alles neu und dann habe ich mir noch ein Bier bestellt und es erklang das Lied: “Fuchs du hast die Gans gestohlen“ denn das ist, wie ich heute ebenfalls las, weder Kinder- noch Jägerlied, sondern ein Trinkerlied. Siehste wohl, ein Sátori jagt das nächsten, man muss nur lachen können und junge Eltern sollten vorsichtiger werden in der Wahl der Lieder.


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Ich möchte jetzt gar nicht mehr wissen, was sich hinter "Summ, summ, summ, Bienchen summ herum" verbirgt.

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hört sich unanständig an;-)

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Das ist wie mit "Au clair de la lune" - das ist nämlich auch kein Kinderlied sondern sondern sogar ein verhältnismäßig anzügliches.
Schön, wieder was gelernt, über den Fuchs...

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Warum über den Fuchs? Den Katern gilt die Aufmerksamkeit. Denn die muss man streicheln;-)

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Den Katern gilt ohnehin schon das ganze Jahr über die ungeteilte Aufmerksamkeit - vor allem den vierfüssigen. Und man lernt täglich neues über sie (zumindest was Herrn H. betrifft...)
Was die kopfschmerztechnischen Kater angeht, so zieht man aus ihnen doch meist nur die ewigwährende Lehre: "Nie wie Alkohol!" - nur, um dann später im aufopferungsvollen Selbstversuch eben genau diese These zu widerlegen...
Und schließlich geht es in dem Sauflied doch um den Fuchs, sonst sänge man ja "Katz' Du hast die Hirnanhangdrüse zerdeppert, mach' sie wieder heil..."
Ich komme jetzt gerade ins Grübeln, ob der "Jäger mit dem Schießgewehr" eine Metapher für das Alka-Seltzer am morgen ist.
Sind Sie sicher, daß es sich nicht um ein Antikriegslied handelt, in dem vom Jäger90 die Rede ist?
Und der Fuchs, rot wie er ist, ist ein "Systemgegner", ein Kommunist?
Und die Gans? Die Gans, die goldene Eier legt? Ein Symbol für den schnöden Mammon, dem die Gesellschaft nacheifert?

Ich fange ernsthaft an, mir zu überlegen, was hinter diesem "summm, summm, summm" steckt !?
Vermutlich Autobahngegner und Naturschützer...

Man sollte Teutsches Liedgut in der Tat kritischer hören...

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