Donnerstag, 30. November 2006
4 Ein Winterweihachtsmärchen..
Es war kalt draussen, bitterkalt. Kleine Eiskristalle hatten einen frostigen Blumenstrauss an die Fenster gemalt und die Strassen waren mit flauschigem glitzernden Schnee bedeckt.
Die Kerze flackerte auf dem Küchentisch. Seit Jahren wollte sie das Fenster reparieren, aber sie konnte es sich nicht leisten. Seufzend zog sie die Strickjacke noch ein bisschen enger um die schmalen Schultern und warf einen Blick auf ihre kleine Wohnung. Die zugige Dachkammer hatte sie vor zwei Jahren entdeckt, als sie kraftlos, fast schon lebensmüde durch die Kälte gelaufen war. Plötzlich sah sie das alte Haus, heruntergekommen war es, aber ein Licht leuchtete in einem der schäbigen Fenster. Verlassen sah es aus: ein bisschen wie ein Hexenhäuschen. Einsam stand es da, am Stadtrand, als ob es auf sie warten würde.
Ihre wenigen Sachen hatte sie sorgfältig in drei Plastiktüten gepackt, mehr hatte sie nicht. Seit sie vor zwei Jahren ihren Job, ihr Heim und dann nach und nach alles verloren hatte.
Das alte Haus war wie sie - einsam und irgendwie dunkel - ein bisschen verwahrlost, aber es hatte Würde, war trotz allem noch da. Es erschien ihr wie ein Hoffnungsschimmer, ein Geschenk des Himmels und sie beschloss nicht aufzugeben, sich nicht einfach in den Schnee zu setzen und zu warten..zu warten bis die Kälte sie für immer eingeholt hätte.

Sie stolperte die letzten Schritte und *Poch poch* klopfte leise, fast zögerlich an die hölzerne Eingangstüre. nichts passierte..*Poch Poch* klopfte sie nochmal, jetzt etwas lauter. Und kurze Zeit später hörte sie ein leises Schlurfen.
Ein Mann öffnete ihr die Türe und ein warmer Lufthauch wehte um ihre Nase. Er war nicht besonders groß und nicht besonders hübsch, aber für sie war er der schönste Mensch der Welt - denn er lächelte, er fragte nicht und wunderte sich nicht, sondern öffnete ihr einfach die Türe:"Kommen Sie nur herein, draussen ist es ja bitterkalt..hätten Sie gerne einen Tee?"

Jetzt, zwei Jahre später, war es wieder Weihnachten, sie hatte sogar ein paar Plätzchen auf dem Teller liegen und die Katze räkelte sich auf ihrem Schoß. Sie dachte nicht gerne an die Zeit davor. Früher, das war für sie Leid, Obdachlosigkeit, Einsamkeit und Kälte. Heute, hatte sie ein Dach über dem Kopf, eine warme Strickjacke und eine Katze als Mitbewohnerin.
Die alte Kate am Stadtrand war ihr Zuhause geworden und der liebevolle Wohltäter ein richtiger Freund. Warum er sie einfach so aufgenommen hatte?
Sie wusste es nicht genau. Sie war ihm sympathisch, hatte er gesagt und es war Weihnachten..ja, das hatte er auch noch gesagt. Und sie lächelte, während sie mit zarter Hand das Katzenfell kraulte."


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